Kummerkastenantwort 5.038: Meine Partnerin akzeptiert mein Coming Out als nicht-binär nicht
Hallo zusammen,
ich bin 36, biologisch ein Mann und lebe in einer Beziehung mit einer Frau. Mein Problem ist folgendes, ich bin nicht binär, habe mich vor einiger Zeit bei meiner Partnerin geoutet. Sie sagt das dies für sie auch kein Problem ist… Sie behandelt mich aber weiter als Mann, was mir unangenehm ist. Mir fällt es schwer mit ihr darüber zu sprechen, da sie bei diesen Themen nicht nur unwissend ist, sondern auch manchmal beleidigend ohne es zu merken. Ich habe mich ihr gegenüber mehrfach geöffnet, habe aber immer das Gefühl nicht verstanden zu werden. Mittlerweile schneide ich diese Themen nicht mehr an, was bei mir zu depressiven Phasen führt. Ich liebe meine Partnerin und ich weiß dass sie mich liebt, wir haben viel miteinander erlebt, viel durchgestanden, immer für unsere Beziehung gekämpft. Wie in vielen anderen Beziehungen, haben wir auch Probleme, die wir versuchen in den Griff zu bekommen, ich weiß mittlerweile nicht mehr wie ich damit umgehen soll. Ich habe keine Freunde, leider auch keine Familie mehr um mit irgendwem zu reden. Öffentlich bin ich nicht geoutet, da mir dies unangenehm ist. Ich habe immer das Gefühl, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt, beziehungsweise dass ich ein Problem darstelle. Aufgrund ihrer Art und Weise verstärkt sie diese Gefühle bei mir.
Vom Typ her ist meine Partnerin für mich manchmal wie einer dieser plumpen, primitiven, homophoben Männer mit Geltungbedürfniss. Ich kann damit nicht umgehen.
Ich möchte die Beziehung gerne weiterführen, da sie mir Signalisiert das wir auch zusammen weiterkommen. Wir haben gelernt viel miteinander zu reden, ich habe trotzdem das Gefühl dass ich mich nicht öffnen kann.
Vielen Dank
Hallo 🌸,
deine Situation wirkt wirklich sehr schwierig auf mich. Es ist wichtig, dass du dich gesehen und akzeptiert fühlst und es tut mir leid zu lesen, dass das bei dir momentan nicht der Fall zu sein scheint.
Wenn ihr euch liebt und weiterhin gemeinsam an eurer Beziehung arbeiten wollt, ist es vermutlich sinnvoll, euch Unterstützung zu suchen. Das können beispielswiese Beratungsstellen oder Therapeut:innen aus eurer Umgebung sein, die einen Bezug zur LGBTIQ+-Community haben. Diese können dabei unterstützen, eure Gespräche innerhalb eines sicheren Rahmens zu führen und euer gegenseitiges Verständnis zu fördern. Dafür wäre beispielsweise eine Paartherapie sehr geeignet.
Eine weitere Möglichkeit ist es, wenn du Schwierigkeiten hast dich zu öffnen und ihr bisher geredet habt, dass du einen Brief verfasst, in dem du deine Gedanken und Gefühle niederschreibst. Einerseits hast du die Möglichkeit, dass du dabei deine Emotionen in Ruhe verarbeitest und andererseits erfolgt auch erst einmal keine sofortige Reaktion.
Darüber hinaus scheint es notwendig zu sein, dass deine Partnerin mehr für dein Thema sensibilisiert wird. Solltet ihr eine Basis geschaffen haben, in der du deine derzeitigen Gefühle an sie herantragen konntest, wäre es wichtig, dass ihr beide euch mit Artikeln, Videos oder Bücher beschäftigt, die sich um das nicht-binär-sein drehen.
Letztendlich musst du für dich herausfinden, ob und wie die Beziehung für dich langfristig funktioniert. Wenn deine eigenen Bedürfnisse auch weiterhin unerfüllt bleiben, wäre es notwendig, dass du überlegst, was das für eure gemeinsame Zukunft bedeutet. Du verdienst es, in einer Beziehung zu sein, in der du vollständig akzeptiert und geliebt wirst.
Ansonsten könnte es dir vielleicht gut tun, dir Kontakte in der queeren und trans Community zu suchen, um ein Umfeld zu haben, dass dich unterstützt und akzeptiert und mit denen du über solche Themen sprechen kannst? In vielen Städten gibt es trans Gruppen, schau doch mal, ob da was für dich dabei ist.
Ich hoffe, dass du einen guten Weg findest, dies in deiner Beziehung zu erreichen. Ich wünsche dir viel Kraft dabei!
Liebe Grüße
Fiore🌸