Kummerkastenantwort 5.272: Ich möchte Testo und eine Mastek, aber meine Eltern sind dagegen.
Hey 🙂
(danke für eure Arbeit, ich weiß nicht, was ich ohne das Queer Lexikon machen würde)
Ich bin 16 und nichtbinär. Es gibt ja jetzt das SBGG und ich hatte gestern endlich den Termin, wo ich meine Erklärung abgeben konnte, wodurch ich jetzt bald offiziell nichtbinär bzw. „divers“ bin.
Meine Eltern mussten ja auch zustimmen und sie waren auch da, meine Mutter hat mir danach Pralinen und eine Blume geschenkt und wir waren zur Feier essen. Wo ich meinen ersten Binder gekauft habe, war das auch schon ähnlich und an sich akzeptieren meine Eltern mich auch und sind irgendwie supportive.
Nun ist es aber so, dass ich eigentlich auf jeden Fall top surgery machen und Testo nehmen will. Jedes Mal, wenn ich auf TikTok/Insta Videos von trans maskulinen Personen sehe mit so Vergleichen von Gesicht, Körper und Stimme nach so und so viel Zeit auf Testo spüre ich diese euphoria, wenn ich an die Zeit denke, in der ich das auch machen kann. Auch bei so Videos über top surgery oder generell von trans maskulinen Menschen, die einfach alle so toll aussehen.
Als ich meiner Mutter gegenüber mal angesprochen habe, dass ich gerne auch eine medizinische Transition machen würde, fand sie das nicht so cool. Sie meint, dass sie das eigentlich nicht unterstützen und vor allem nicht die Verantwortung dafür tragen möchte, falls ich es irgendwann doch bereue. Auch mein Vater will nicht, dass ich meinen „eigentlich gesunden Körper“ damit irgendwie „kaputtmache“ oder verändere oder so ähnlich.
Seit ich vor ein paar Monaten mit meiner Mutter darüber gesprochen habe, habe ich mich jetzt nicht mehr getraut, das anzusprechen. Habt ihr Tipps wie ich meine Eltern überzeugen könnte? Oder soll ich lieber die anderthalb Jahre warten, bis ich 18 bin?
Bevor ich Testo nehmen könnte, bräuchte ich ja eh noch ein Gutachten und müsste mir eine neue Therapieperson suchen, weil meine aktuelle Therapeutin nicht auf trans Personen spezialisiert ist und das darum gar nicht machen könnte …
ganz liebe Grüße, Phoenix
Hallo Pheonix,
erstmal Glückwunsch zur Personenstandsänderung! Das ist ja schonmal ein toller Schritt.
Letztlich kann hier natürlich niemand dir sagen was richtig und was falsch ist. Ich persönlich würde dir aber eher empfehlen, die 1,5 Jahre zu warten, dann können deine Eltern nämlich nicht wegen „Bauchschmerzen“ o.ä. doch wieder einen Rückzieher machen. Die 1,5 Jahre könntest du nutzen für die Suche nach einer neuen Therapieperson für das Gutachten, sowie Recherche für deine Mastek. Du kannst dann auch bei deiner Krankenkasse schonmal nachfragen, was genau die alles brauchen, etc. Das kannst du dann zusammen sammeln, denn das dauert erfahrungsgemäß ewig. Ggf. lassen sich deine Eltern ja in diesem Prozess auch überzeugen.
Einige Sachen wirst du natürlich als Minderjähriger nicht bekommen können, aber auf Wartelisten kannst du dich ja schonmal setzen lassen.
Ich wünsch dir ganz viel Glück!
Viele Grüße,
Kim