Kummerkastenantwort 679 – Wie kann ich mit dem Outing meines Mannes umgehen?

Ich habe eine Frau geheiratet und bin absolut lesbisch. Bis auf Küssen in der Pubertät hatte ich sonst keine Intimitäten mit Männern. Drei Monate nach der Hochzeit hat sich meine Frau, als trans Mann geoutet. In der ersten Zeit haben wir sehr viel geweint. Wir haben beide unsere Ängste. Seine größte Angst ist, mich zu verlieren. Ich habe Angst, dass ich mit einem Mann an meiner Seite nicht klar komme. Schon wenn ich an die männliche Behaarung denke, dann wird mir schlecht. Außerdem habe ich Angst, dass er sich vom Charakter negativ verändert, sobald es mit dem Testosteron los geht. Das wird demnächst beginnen. Ich weiß nicht, was ich tun kann, um meine Ängste weniger werden zu lassen. Ich liebe ja diesen Menschen, aber ich mag keine männlichen Körper. Ich versuche mit der Situation klar zu kommen, aber es ist unglaublich schwer.
Gibt es Beispiele, in denen es in dieser Form doch funktioniert hat? Danke.

Hallo!

Ich weiß nicht, ob es dir hilft, aber vielleicht nimmt es den Druck, wenn du die Transition weniger als “Umwandlung” ansiehst. Wenn dein Mann ein trans Mann ist, dann hast du keine Frau geheiratet – auch wenn ihr das beide zu dem Zeitpunkt ja nicht wusstet. Und du hast deinen Mann höchstwahrscheinlich nicht deshalb geheiratet, weil er der einzige Mensch war, der zur Verfügung gestanden hat, sondern, weil ihr ineinander verliebt seid und euch liebt.

Die Ängste bezüglich der Hormonersatztherapie kann ich nachvollziehen, andererseits ist es ein sehr langsamer Prozess – dein Mann wird nicht plötzlich neben dir aufwachen und behaart wie ein Bär sein. Und auch mit Testosteron muss einem die entstehende Behaarung nicht unbedingt selbst gefallen (ich mag meine beispielsweise gar nicht und könnte auf dieses Testo-Feature gut verzichten).

Auch der Charakter deines Mannes wird nicht automatisch zu einem Abziehbild toxischer Männlichkeit und des Patriarchats – versprochen!

Mit dem Thema “lesbische Identität”, Testosteron, Butches und Femmes setzt sich der Roman “Stone Butch Blues” sehr gut auseinander – mit den Ängsten und Gefühlen, die du beschreibst. Es geht aber auch um sehr viel Gewalt, vor allem gegen lesbische Frauen.

Ein Buch einer cis Frau, die mit einer trans Frau verheiratet ist (und bei der das Coming Out und die Transition der trans Frau auch erst nach einigen Jahren Ehe war) gibt aktuell vielen Menschen Mut – vielleicht ist auch das etwas für dich (obwohl der Fall natürlich anders ist) – es heißt “Love lives here” von Amanda Jette Knox.

Zuletzt möchte ich dir und euch Mut machen, es zu versuchen. Ihr habt nicht ohne Grund geheiratet und solltet euch nicht von etwas wie Geschlecht aufhalten lassen – immerhin wollen wir alle dieses Konstrukt überwinden. Du bist als Lesbe valide!

Solidarische Grüße

Fluff.

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