Kummerkastenantwort 5.793: Ich bin nicht männlich.
Ich bin Biologisch m und 15 Jahre alt. Ich werde von jeder Person männlich gelesen aber das will ich nicht bzw. fühle ich mich bei allem was ich tue nicht männlich. Ich habe bei mir außerdem festgestellt das sich mein Körper nicht wie der Körper anfühlt den ich gern hätte, aber regelmäßiges rasieren, nicht in den Spiegel sehen, meinen Penis hassen und mein Körper hinter oversized Hoodies verstecken kann auch keine Lösung sein. Ich glaube so etwas nennt sich Dysphorie und ich habe mit meinem Lgbtqia+ Safe space auch schon darüber geredet (nicht meine Eltern, auch wenn sie nicht homophob sind) und sie alle sagen das wenn ich nicht mehr in meinem Körper sein möchte das eine Umoperation wohl jeden Cent wert wäre, was ist eure Meinung dazu, denn ich hole lieber den Rat von Expert*innen ein bevor ich etwas entscheide.
Heyyo,
vielen Dank für deine Nachricht und entschuldige bitte, dass die Antwort so lange gedauert hat!
Was du beschreibst, klingt nach einer sehr schwierigen Zeit, in der du versuchst, deine Identität und deinen Körper besser zu verstehen. Es ist völlig verständlich, dass du dich nach einem Weg sehnst, dich in deinem eigenen Körper wohler zu fühlen und nach einem Label suchst, das deine Gefühle widerspiegelt. Diese Fragen und das Unwohlsein mit dem eigenen Körper sind wichtige Themen, die nicht einfach sind, und du machst dir schon jetzt viele Gedanken darüber, was der richtige Weg für dich ist.
Das Gefühl, dass der eigene Körper nicht zu dem passt, wie man sich selbst sieht oder wie man sich identifiziert, ist eine Form der Genderdysphorie (wie du auch selbst schon geschrieben hast). Es ist eine oft belastende Erfahrung, die sich darauf bezieht, dass das biologische Geschlecht und das innere Geschlechtserleben nicht übereinstimmen. Was du beschreibst – das Unwohlsein mit deinem Körper, das Vermeiden von Spiegeln, der Wunsch, deinen Körper hinter weiten Kleidungsstücken zu verstecken und der Hass auf bestimmte Körperteile – sind sehr deutliche Anzeichen dafür. Diese Gefühle sind valide, und es ist wichtig, sie ernst zu nehmen.
Es ist absolut nachvollziehbar, dass du ein Label haben möchtest, um deine Gefühle zu verstehen und dir einen Rahmen zu geben, in dem du dich sicherer fühlen kannst. Viele Menschen, die mit Dysphorie und der Frage ihrer Geschlechtsidentität kämpfen, suchen nach einem Begriff, der ihre Erfahrungen widerspiegelt. Das kann eine Erleichterung bringen, weil es das Gefühl von Zugehörigkeit und Verstehen fördern kann. Aber es ist auch vollkommen in Ordnung, sich unsicher zu fühlen und nicht sofort ein Label zu finden, das perfekt zu dir passt. Deine Identität ist nicht nur ein Begriff, sondern ein individueller Weg, der sich im Laufe der Zeit entwickeln kann.
Du kannst dir beispielsweise mal den ganzen Bereich zu trans* sein anschauen, da unterscheidet man zwischen binär und nicht-binär.
In Bezug auf die Frage nach geschlechtsangleichenden Operationen: Es ist großartig, dass du darüber nachdenkst, bevor du eine Entscheidung triffst. Solche Operationen können ein wichtiger Schritt für Menschen sein, die sich aus verschiedenen Gründen in ihrem Körper nicht wohlfühlen. Sie sind eine persönliche und tiefgreifende Entscheidung und können mit vielen Überlegungen verbunden sein, sowohl emotional als auch medizinisch. Es ist wichtig zu wissen, dass geschlechtsangleichende Operationen in vielen Fällen nicht der einzige Weg sind, um sich mit der eigenen Geschlechtsidentität besser zu fühlen. Andere Optionen, wie zum Beispiel Hormonersatztherapien, können ebenfalls in Betracht gezogen werden.
An der Stelle möchte ich aber ganz deutlich sagen: wir sind keine Expert*innen und ersetzen nie eine professionelle Beratung durch ausgebildete Personen.
Da du schon im Austausch mit deinem Safe Space bist, ist es super, dass du dir dort Unterstützung suchst. Aber bei solchen tiefgehenden Entscheidungen ist es auch entscheidend, den Rat von medizinischen Expert*innen und Therapeut*innen einzuholen, die auf Genderfragen und Dysphorie spezialisiert sind. Diese Fachpersonen können dir helfen, die verschiedenen Optionen zu verstehen, die dir zur Verfügung stehen, und mit dir zusammen herauszufinden, was für dich der richtige Schritt sein könnte.
Queere Grüße, Kay