Trans und Nichtbinär

Auf dieser Übersichtsseite findest du kurze Definition zu Begriffen rund um trans und nicht-binär.
Außerdem gibt es die trans Pride Flag und die nicht-binäre Pride Flag (und was sie bedeuten), unsere Materialien für trans Personen sowie weiterführende Links und Bücher zum Thema.
Weiter unten wird es dann ausführlicher, mit Auszügen aus wissenschaftlichen Arbeiten und allgemeiner Kritik am Status quo. Wenn du noch Fragen hast, schreib uns eine Nachricht z.B. über unseren anonymen Kummerkasten.

Kurzdefinitionen

Trans: Trans ist ein Überbegriff für transsexuelle, transidente und transgender Menschen, also für alle Menschen, die nicht das Geschlecht sind, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden. Das Sternchen, das manchmal hinter trans gesetzt wird (trans*) ist als Platzhalter gedacht, an das sich alle trans-Identitäten anhängen können. Das Sternchen wird allerdings vor allem im deutschen Trans-Aktivismus verwendet – im englischen wird es inzwischen abgelehnt.
Es wird auch als Form der geschlechtergerechten Sprache benutzt (‚Leser*innen‘), um auch Menschen, die nichtbinär sind, einzuschließen. Das ist vor allem in Sprachen wichtig, die geschlechtliche Endungen haben. Im Deutschen gibt es das „generische Maskulinum“. Das heißt, dass männliche Endungen für alle gelten. Um dieses Prinzip aufzubrechen, wird zwischen die männliche und die weibliche Endung ein Sonderzeichen geschoben. Das wird üblicherweise als „gendern“ bezeichnet, obwohl es eigentlich „entgendert“, weil die Texte vom generischen Maskulinum befreit werden.
„Trans“ ist ein Adjektiv, wird jedoch nicht dekliniert. Es bleibt in allen grammatikalischen Fällen gleich – trans.

Transgender: Transgender ist ein Überbegriff für alle Menschen, die nicht das Geschlecht sind, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden. Die Geschlechtsidentität ist hier nicht nur auf die Positionen ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ beschränkt, sondern als unendliches Spektrum. Auch nichtbinäre Personen können sich als trans bezeichnen. „Transgender“ kommt aus dem Englischen, in welchem zwischen „Sex“ und „Gender“ unterschieden wird. Im Deutschen gibt es diese Unterscheidung nicht, hier bezeichnet „Geschlecht“ sowohl medizinische Unterschiede als auch Geschlechtsidentität. Es ist der künstlichen Unterscheidung in „biologisches Geschlecht“ und „Geschlechtsidentität“ vorzuziehen. Mehr Informationen zu „Sex und Gender“ findest du am Ende des Textes.

Transsexuell, Transsexualität / transsexual, transsexuality: Transsexuell ist ein Begriff für alle Menschen, die nicht das Geschlecht sind, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden. Die Geschlechtsidentität ist hier nur auf die beiden Pole ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ verengt. Der Begriff kommt aus einem medizinischen Kontext, bei dem „Transsexualität“ als psychische Störung definiert wird. Diese Pathologisierung wird erst im ICD-11 aufgehoben, der bis heute noch nicht flächendeckend genutzt wird. Deshalb wird er inzwischen von vielen trans Personen abgelehnt. Darüber hinaus ist „trans“ keine sexuelle Orientierung, wie Homosexualität, Bisexualität oder Heterosexualität, sondern ein geschlechtliches Sein.

Nichtbinär oder nicht-binär / Non-binary, nonbinary: Nichtbinär, manchmal auch non-binär oder wie im Englischen nonbinary, ist ein Überbegriff für alle Menschen, die weder männlich noch weiblich sind. Sie können sich z.B. zwischen diesen beiden Geschlechtern verorten, oder ganz außerhalb davon, oder auch gar kein Geschlecht haben (agender). Manche nichtbinäre Menschen sind auch gleichzeitig männlich und weiblich (bigender) oder haben eine Geschlechtsidentität, die sich immer wieder ändert (genderfluid).  Andere stellen sich gegen das binäre Geschlechtersystem und haben ein Geschlecht, das nichts mit Männlichkeit und Weiblichkeit zu tun hat (genderqueer). Nichtbinäre Menschen sind nach dieser Definition trans, weil sie meist nicht das Geschlecht sind, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Es gibt jedoch Kulturen, in denen Nichtbinarität ein Geschlecht ist, das bei der Geburt zugewiesen wird. In diesen Kulturen wären nichtbinäre Menschen nicht trans, sondern cis. Sowohl dyadische als auch inter* Menschen können den Begriff nichtbinär für sich verwenden.

Trans Pride Flag

Das Bild zeigt die Pride Flag für trans Menschen. Sie hat fünf gleichgroße, horizontale Streifen. Von oben nach unten: hellblau, pink, weiß, pink, hellblau
Die trans Pride Flag. Mehr Information bei den Flaggen.

Die trans Pride Flag wurde 1999 von Monica Helms designt. Sie wurde zum ersten Mal 2000 bei einer CSD-Parade in Phoenix, Arizona (USA) verwendet. Sie blauen Streifen stehen für Männlichkeit, die rosanen für Weiblichkeit und der weiße Streifen steht für nicht-binäre, ageschlechtliche, intergeschlechtliche und transitionierende Menschen.

Nonbinary Pride Flag

Das Bild zeigt die Pride Flag für nonbinary bzw. nichtbinäre Menschen. Sie hat vier gleichgroße, horizontale Streifen. Von oben nach unten: gelb, weiß, violett, schwarz
Die nonbinary Pride Flag. Mehr Information bei den Flaggen.

Die Pride Flag für nicht-binäre Menschen wurde 2014 Kye Rowan designt. Sie soll die Menschen repräsentieren, die sich von der genderqueeren Pride Flag nicht repräsentiert fühlen. Der gelbe Streifen steht für die Menschen deren Geschlecht außerhalb der zweigeschlechtlichen Norm liegt, da gelb oft als geschlechtsneutrale Farbe fungiert. Weiß steht für Menschen mit vielen oder allen Geschlechtern, da weiß die Kombination aller Farben ist. Lila steht für die Menschen, deren Geschlecht eine Mischung aus männlich und weiblich ist – und gleichzeitig für die Fluidität von Geschlecht. Schwarz steht für die Menschen, die kein Geschlecht haben.

Broschüren

Als Verein bieten wir auch Broschüren zu verschiedenen Themen an. Zwei davon befassen sich direkt mit Themen, die für viele trans und nicht-binären Personen relevant sind.

Die Broschüren gibt es auch gedruckt, wir schicken Schulen, Jugendorganisationen und ähnlichen Einrichtungen einen ganzen Stapel zum Auslegen oder Weitergeben gerne zu. Wir haben ein Formular zum Bestellen eingerichtet.

Und genau wie alle anderen unserer Inhalte sind die Broschüren, sowohl als PDF, als auch in der Druckfassung, unter CC-Lizenz zur Weiterverwendung freigegeben. Lesen, teilen und weiterverbreiten ist ausdrücklich erwünscht.

Binder-Broschüre

Viele nicht-binäre Personen oder trans Männer empfinden Dysphorie in Bezug auf ihre Brüste. Um den Oberkörper flacher erscheinen zu lassen, gibt es spezielle Kleidungsstücke, genannt Binder. Dazu haben wir die wichtigsten Informationen in einer Binder-Broschüre festgehalten. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, sich die Brüste abzubinden. Die Vorteile und Gefahren der unterschiedlichen Methoden erklären wir in der Broschüre.

Tucking-Broschüre.

Trans Frauen und nicht-binäre Personen umgekehrt haben häufig Dysphorie oder Schwierigkeiten unter entsprechenden Kleidungsstücken Hoden und Penis zu verbergen. In der Tucking-Broschüre zeigen wir Möglichkeiten, das alles gut und sicher einzupacken. Es gibt auch sogenannte Gaffs, die Tucken sehr erleichtern können. Wie das alles funktioniert, worauf dabei geachtet werden sollte und weitere Tipps sind in der Broschüre zu finden.

Webseiten zum Thema Trans

Bücher zum Thema „trans“

Trans.Frau.Sein. von Felicia Ewert – eine Einstiegslektüre für cis Personen und trans Personen, die sich näher mit gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Hintergründen beschäftigen wollen.

Baby Butch von Lou Conradi – ein Roman über eine junge Butch in der linksradikalen Szene. Hier gibt es eine Rezension dazu.

Stone Butch Blues – ein Roman über das Aufwachsen als Butch in den 70er Jahren in Nordamerika. Später nimmt die Protagonistin Testosteron und macht eine Mastektomie. Hier gibt es eine Rezension dazu.

Von den Sternen im Himmel zu den Fischen im Meer – ein Vorlesebuch für Kinder ab drei Jahren.

Raumschiff Cosinus – ebenfalls ein Kinderbuch, das vor allem Arbeit thematisiert, aber auf geschlechtseindeutige Pronomen verzichtet.

Heroines – kurze Comics über unterschiedliche Superheld*innen.

Reclaim the Stage und Support your Sisters not your Cisters von FaulenzA – zwei Bücher, sehr unterschiedlich. Das erste ist eher ein Erlebnisbuch, das FaulenzA hautnah begleitet, wie ihre Songs entstehen und was dahintersteckt. Das zweite ist eher ein wütendes Sachbuch, in dem sie sich mit Zusammenhängen und Ausschlüssen von trans femininen Personen auseinandersetzt.

Let them talk – what genitals have to say about gender von Yori Gagarim – ein witziges, kleines Büchlein, in dem in Zeichnungen unterschiedlichste Genitalien selbst zu Wort kommen.

Begegnungen auf der Trans*Fläche – Kurzgeschichten und Anekdoten aus dem Alltagsleben von trans Personen.

Wissenschaftliches und Hintergrundinfos

Wenn wir von „Geschlecht“ sprechen, meinen wir sowohl das sogenannte „soziale“ Geschlecht, als auch das sogenannte „biologische“ Geschlecht. Da wir beide gleichermaßen als konstruiert begreifen und eine biologistische Herleitung von Geschlecht grundsätzlich ablehnen.

Felicia Ewert hat in ihrem Buch „Trans. Frau. Sein.“ das sehr gut erläutert, weshalb wir in diesem Fall daraus zitieren. (Erste Auflage, Kapitel 9, S. 50 ff.)

Mit der Berufung auf ein „soziales Geschlecht“ soll die Aufrechterhaltung der Kategorie des „biologischen Geschlechts“ legitimiert werden. […] Es wird beabsichtigt, trans Personen Anerkennung zuzugestehen und gleichzeitig an cissexistischen Annahmen festzuhalten. Ein solcher Spagat geht grundsätzlich zu Lasten von trans Personen. [Es wird erwartet,] dass trans Personen die von ihnen erwartete Auffassung von Geschlecht vertreten und die Theorie des „biologischen Geschlechts“ nicht kritisieren. […] Sich selbst gegen die bestehenden Stereotype, aus denen Sexismen entstehen, zur Wehr zu setzen, ist wichtig. Sich jedoch vom Frau Sein zu distanzieren und sich gleichzeitig auf eine gedachte biologische Eindeutigkeit zu berufen, ist nicht nur widersprüchlich, sondern es fügt trans Personen erheblichen Schaden zu. Jede Berufung auf eine biologische Nachweisbarkeit schließt Frauen aus und zwingt gleichzeitig Personen, die gar keine Frauen sind, unter dieses Label. Wie ich erwähnte, manifestiert die Einteilung in Sex und Gender lediglich geschlechtlichen Biologismus. Auch wenn wir die Möglichkeiten haben, über Empfinden und Identitäten zu sprechen, wird hierdurch an geschlechtlicher Zuweisung festgehalten und trans inter nichtbinäre Personen können lediglich auf Wohlwollen und „Toleranz“ hoffen. […] Durch den Bezug auf einen einzelnen Chromosomensatz [XX], aus dem das Geschlecht Frau hergeleitet wird, folgt unweigerlich zwangsweise ein Ausschluss von Frauen und ebenso zwangsweiser Einschluss von Personen, die keine Frauen sind. Auch wenn bekannt ist, dass es die verschiedensten Variationen von Chromosomenkombinationen existieren, wird sich hierbei ganz selbstverständlich auf den als unumstößlich anerkannten für das Frau Sein gestützt.

Felicia Ewert

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