Kummerkastenantwort 3.212: Ich glaube, ich bin trans. Was mache ich jetzt?

Hi, ich bin (noch) männlich und bereits 17, ich fühle mich aber nicht wirklich wohl mit meinem Geschlecht. Ich hasse den Gedanken mich mit breiten Schultern und beharrten Körper zu sehen.
Von dem was ich bisher erfahren habe weiß ich daß es eigentlich nur an mir selbst liegen soll herauszufinden ob ich letztendlich trans bin.

Jedoch sobald ich weiß das ich mich so nicht wohl fühle und liebe ein Mädchen wäre, weiß ich nicht was jetzt überhaupt der nächste Schritt sein soll.
Soll ich es meinen Eltern sagen?
Meinen Freunden denen ich nicht traue?

Ich rede nie mit irgendjemandem aus meinem Umfeld über irgendetwas was auch nur annähernd die Gefühlswelt eines Menschen betrifft.
Gleichzeitig habe ich das starke Gefühl das mir mit 17 schon die Zeit davon läuft, ich habe Angst das wenn ich zu viel zweifle an meiner Identität ich nicht wirklich zufrieden mit einer Transition bin, wenn ich bereits die Pupertät beendet habe. Das führt jedoch dazu dass ich umso mehr an dem ganzen zweifle, da eine Entscheidung unter Zeitdruck wohl nicht unbedingt die richtige sein wird.

Ich weiß wirklich nicht was ich überhaupt machen soll, habe aber Angst das die Zeit nur alles schlimmer für mich macht.

Sorry, es ist am Ende nicht wirklich eine Frage…

Hallo!

Also erstens: 17 ist absolut nicht zu alt, um irgendetwas über sein Geschlecht heraus zu finden – weil es das nie ist. Aber auch, weil 17 wirklich auch im Verhältnis von vielen anderen trans Menschen sogar noch sehr jung ist! Du hast Zeit, und du kannst dir diese Zeit auch nehmen.

Zweitens: Realistisch betrachtet, selbst, wenn du dich jetzt sofort outest, sind die Prozesse in Deutschland so gestrickt, dass deine erste Pubertät ohnehin erstmal weiter läuft, und vermutlich so gut wie fertig ist, bis du da irgendwas gegen machen könntest.

Drittens: auch Menschen, die quasi ‘fertig’ pubertieren, können mit ihrer Transition später noch sehr zufrieden sein!

Was machst du jetzt?

Was du machen könntest: erstmal überlegen, wie du dein Leben als Mädchen gestalten würdest – dich ausprobieren. Dafür musst du keine große Ankündigung machen, wenn du das nicht möchtest oder dich dafür nicht sicher fühlst. Du könntest dir überlegen, ob du einen neuen Namen wählen möchtest, oder welche Pronomen für dich verwendet werden sollen. Du könntest schauen, mit was für Kleidung du dich wohl fühlst, mit was für einer Frisur etc.

Und wenn du dich bereit fühlst, und sicher, könntest du auch überlegen, dich zu outen. Dazu haben wir eine Broschüre.

Außerdem stehen dir verschiedene medizinische Schritte zur Transition zur Verfügung – die sind aber in Deutschland alle mit einer vorausgehenden Psychotherapie verbunden. Du könntest also auch überlegen, ob du schon mal mit einer Therapieperson über dein Geschlecht reden willst, falls du später zum Beispiel eine Hormonersatztherapie machen möchtest, oder eine angleichende Operation. Diese Schritte sind aber vollkommen optional! Du musst nichts davon tun, um trans zu sein. Oder ein Mädchen.

Eine Liste von queerfreundlichen Therapiepersonen in deiner Nähe findest du zum Beispiel hier.

Ich wünsche dir viel Glück!

Elias

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