Kummerkastenantwort 3.697: Ich habe mich als trans geoutet und meine Eltern verletzen mich mit ihrem Verhalten

Hallo! Ich habe mich vor fast einem Jahr bei meiner näheren Familie als nicht-binär und (indirekt als) transmasc geoutet und zumindest meine Eltern kennen meine Pronomen und Namen, haben sich aber wörtlich ausformuliert geweigert diese zu verwenden. Mein Vater sagte mir wörtlich: „You gotta deal with the cards you got dealt“, und meine Mutter meinte, sie würde mich nicht so bezeichnen, wie ich es möchte, weil sie es nicht verstünde. Sie sagte mir auch in einem Gespräch kurz nach meinem Outing, dass dieses Gespräch für uns beide unangenehm sein mag, ich aber froh sein sollte, dass sie mich akzeptieren. In den Wochen danach ging es mir relativ gut damit, ich wollte fair sein und ihnen Zeit geben, aber seit einigen Monaten, und in letzter Zeit besonders, fühle ich mich ziemlich mies die ganze Zeit meinen Deadname hören zu müssen, mich misgendern zu lassen und wie mich mein Agab behandeln zu lassen, während meine Eltern meine Identität zwar formal anerkennen, aber sonst nichts tun. Ich rede schon seit einiger Zeit nicht mehr wirklich mit ihnen über mich, eben weil sie mir so weh tun und (denke ich) nicht verstehen oder verstehen wollen. Das alles und eine bis heute andauernde emotionale Isolation von meinen Eltern, die ich während meines inneren Coming Outs (und der Lockdowns) erlebte, haben unsere Beziehung ziemlich belastet, besonders meine Mutter tut sich schwer mit meiner Zurückgezogenheit. Sie versucht mit mir zu reden, aber ich reagiere für sie wohl nie angemessen, denn sie sagt mir oft, wie schwer es sei mit mir zu reden, oder fragt mich warum ich nicht mehr lächle, ich hätte doch alles. Was stimmt, sie tun alles für mich. Es fühlt sich aber so an als hätte ich kein Recht auf meine Verletztheit, Wut und Trauer, als wäre ich zu hart zu ihnen, als wäre es meine Schuld, dass ich mich und sie sich so fühlen. Vor allem als hätte ich kein Recht auf meine Identität. Bin ich unfair zu ihnen? Wenn ja, wie sollte ich meine Erwartungen und Verhalten anpassen?

Huhu,

was deine Eltern da machen nennt sich emotionale Erpessung, und das ist eine Form von emotionaler Gewalt. Wir haben auf unserer Seite über Probleme zu Hause dazu mehr zusammengestellt. Was deine Eltern da machen ist nicht in Ordnung, und du verdienst es, besser behandelt zu werden.

Gibt es Menschen in deinem Umfeld, mit denen du über so etwas sprechen kann? Manchmal können Schulpsycholog*innen oder Vertrauenslehrer*innen bei so etwas behilflich sein. Außerdem können dir z.B. Streetworker*innen weiter helfen. Mehr Informationen dazu findest du auch auf der verlinkten Seite.

Vielleicht kannst du ja – ohne dass deine Eltern es merken – in eine queere Jugendgruppe oder in unseren Regenbogenchat kommen. Dort kannst du mit anderen queeren Jugendlichen über deine Erfahrungen reden.

Ich wünsche dir alles Gute,

Aurora

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