Kummerkastenantwort 3.824: Ich habe Fragen zu Namensänderungen und Zeugnissen

Namensänderungen sind kompliziert.
Ich mache im Moment ein FSJ und bin dort auf den Seminaren unter meinem gewählten Namen bekannt. In meiner Einsatzstelle kennen mich jedoch alle unter meinem legalen Namen. Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass dort niemand ein Problem damit hätte, wenn ich mich outen würde, aber so ein Outing ist einfach jedes mal eine extreme Überwindung. Ich finde es wird auch immer schlimmer, wenn man die Leute schon länger kennt und fühlt sich immer so an, als würde ich den Leuten zu viel aufbürden sich einen neuen Namen und Pronomen für mich zu merken.

Generell tauchen jetzt aber immer mehr Fragen auf:

– Möchte ich auf meinem Abschlusszertifikat meinen legalen Namen oder meinen gewählten Namen haben?
Wenn ich meinen gewählten Namen nehme, wie wirkt sich das auf zukünftige Arbeitgeber*innen aus? Jede Bewerbung würde dann ein kleines Coming-out sein. Wirkt sich das negativ auf meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus?

Ich möchte definitiv meinen Namen irgendwann ändern lassen. Hoffentlich durch das Selbstbestimmungsgesetz, das uns non-binären Personen erlauben wird, unseren Namen und Geschlechtseintrag zu ändern.

– Könnte ich dann auch meine alten Zeugnisse und Zertifikate ändern lassen?
Das wird wahrscheinlich kompliziert. Aber ich wäre bereit, diesen Aufwand auf mich zu nehmen, um es einfach abzuschließen und mich ohne große Erklärungen bewerben zu können. Ich möchte mein Leben einfach mit meinem gewählten Namen führen können.

Ich weiß leider auch, dass es kein einfaches Abschließen gibt und ich mich immer wieder erklären werden muss.
Ein Teil dieses Drucks ist auch das Gefühl, die Community repräsentieren zu müssen.
Ich fühle mich in einer Vorbildfunktion, als müsste ich alleine die non-binäre Community in meinem Umfeld gut darstellen, weil ich wahrscheinlich für einige die einzige Person bin, die die Leute kennen.

Der gesamte Stress, der damit verbunden ist, ist einfach unglaublich anstrengend.

Huhu,

ich verstehe deinen Stress sehr gut.

Zeugnisse und solche Sachen kannst du nach einer Namensänderung mit dem SBGG – zumindest im aktuellen Entwurf – ändern lassen. Das geht aktuell bei Änderungen mit dem TSG (und manchmal auch mit Änderungen durch §45b) auch schon.

Offen Queer zu sein kann sich natürlich bei Bewerbungen negativ – aber auch positiv – auswirken. Ich persönlich würde trotzdem wo ich kann den richtigen – also deinen gewählten Namen – benutzen. Wenn du dann in irgendeinem alten Zeugnis den falschen Namen hast, kannst du den ja z.B. schwärzen & und einfach sagen dass du aus privaten Gründen den Vornamen geändert hast. Du kannst natürlich auch am Ende der Bewerbung eine Notiz anhängen, dafür haben wir bei https://formulare.queer-lexikon.net/#sonstiges sogar eine Vorlage.

Zuletzt noch wichtig: Du musst bei deinem Coming Out nicht keine Rücksicht darauf nehmen, ob das für Menschen eine zu hohe Bürde ist. Wenn dich als dich selbst zu akzeptieren für andere zu viel gefragt ist, dann ist das ihr Problem, und nicht deins. Und genau so geht es mit Bildung/Aufklärung: Es ist nicht deine Aufgabe, die Menschen in deinem Umfeld über die Community aufzuklären oder irgendwie representativ zu sein. Ich verstehe dieses Gefühl sehr gut, aber das ist halt natürlich auch mehr Stress für dich. Genau dafür sind Seiten wie wir da, du kannst den Menschen einen Link mitgeben oder eine Übersichtsseite ausdrucken, und dann können Sie sich selbst informieren.

Liebe Grüße,

Aurora

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