Kummerkastenantwort 4.476: Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, dass ich nicht von Kind an offensichtlich trans war
Hallo
Ich bin trans männlich und fühle mich auch sehr wohl damit als Junge gesehen zu werden und fühle mich auch als Junge. Aber in meiner Kindheit war ich eher ein typisches Mädchen, was meine Mutter mir auch ständig vor Augen führt, weil sie das nicht wirklich akzeptieren kann. Ich sehe auch Dinge in meiner Kindheit, die anzeichen waren, dass ich trans bin, aber die kenne nur ich und ich weiß nicht inwiefern ich mir diese Anzeichen einrede. Ich bin mittlerweile fast 17 und weiß seit etwa anderthalb Jahren dass ich trans bin. Als ich in die Pubertät gekommen bin hat meine Dysphorie angefangen, aber ich hab mir das weggeredet. Deshalb bin ich mir immer wieder unsicher, ob ich wirklich trans bin oder ob ich mir das nur einrede, obwohl ich mich ja eigentlich viel wohler als Junge fühle und auch so gut wie alles für einen männlichen Körper tun würde. Ich weiß nicht wie ich damit umgehen kann, dass ich nicht wie viele andere schon von Anfang an offentsichtlich trans war.
Huhu,
ich verstehe sehr gut wie du dich fühlst, ich hab auch erst als ich fast erwachsen war gelernt, dass ich trans bin. Es gibt sicher einige trans Menschen, die schon sehr früh gemerkt haben, dass sie trans sind, aber es gibt mindestens genau so viele bei denen es nicht so war. Das kann unter anderem an fehlender Aufklärung liegen, manchmal entwickeln sich sowas aber auch einfach nur später. Ob du mit 5, 15, oder 50 merkst, dass du trans bist, macht allerdings kein Unterschied: Du bist trotzdem trans, egal wann du es merkst. Und gerade wenn Eltern eine Erwartungshaltung an das Geschlecht Ihrer Kinder haben und die Kinder auch dementsprechend erziehen, ist es vollkommen normal erst später das eigene trans-sein zu realisieren.
Liebe Grüße
aurora
Übrigens ist es auch häufig so, dass man als Kind nicht wirklich versteht, dass man z.B. nicht „ein Mädchen sein MUSS“. Und mit der Pubertät wird die Geschlechtsidentität auch oft klarer.
Der Freundeskreis und die Situation einer Person könnten auch Einfluss darauf haben, wann man sich outet/die eigene Identität annerkennt. Selbiges übrigens mit der Sexualität.
Also: Es macht nirgendwen „weniger trans“, wenn man „jahrelang cis war“ (damit kann auch das Einreden davon, cis zu sein, gemeint sein) und nirgendwer darf einem vorwerfen, dass die Person „ja dann und dann mal cis gewesen ist“ 🙂