Kummerkastenantwort 5.061: Ich finde zum ersten Mal im Leben Menschen anziehend und das macht mir Angst

Hallo, ich bin 22Jahre alt und habe mich immer als Aro/Ace gesehen. Nie verspürte ich Interesse oder emfpand jmd als attraktiv.

Ich habe nun in den letzten paar Monaten vieles seit Kindheit an aufgearbeitet, wobei ich auch einige unterdrückte Emotionen zuließ. Seitdem ich 13 war, war ich deshalb immer auf mich allein gestellt und erlebte keine familiäre/ freundschaftliche Liebe. Zu der Zeit litt ich unter starkem Selbsthass und konnte mir auch nie vorstellen, dass mich andere jemals mögen könnten. Ich war quasi allein.

Doch nun, wo ich die “härteren Erlebnisse” aufgearbeitet und ein Stück weit akzeptiert habe, fing ich auf einmal an, mich nach einem Partner zu sehnen.

Ich empfinde zum ersten Mal Leute anziehend und möchte unbedingt Nähe zu einer Person haben. Wenn ich mir Romance Filme ansehe, kriege ich Herzklopfen nur bei der Vorstellung, dass ich das auch haben könnte. Auch das ist neu.



Das mag jtz vllt toll klingen, aber ich bin unfassbar verwirrt und habe zugebenermaßen Angst.

Ich brauchte so lange, um meine Identität zu finden und sie zu akzeptieren. So oft kämpfte ich gegen den äußeren Druck der Allo-Menschen und so oft fiel es mir schwer, mich selbst nicht zu verleugnen. Ich probierte Dating in der Vergangenheit aus, aber es war nicht meins.

Doch wie gesagt, ist es jtz auf einmal so anders und merkwürdig. So vieles musste ich verarbeiten und der ganze Wandel ist grad unfassbar überfordernd für mich.

Ganz zu schweigen davon, dass ich plötzlich neue Gefühle in einer Intensität verspüre, die zuvor nicht existierten.

Ich habe gerade deshalb eine kleine Identitätskrise und weiß nicht so Recht, was ich tun soll. Ich habe schlichtweg Angst vor dem ungewissen Pfad und was dabei passieren wird, was mit mir passiert.

Deshalb wollte ich Fragen, ob es jemanden zufällig ähnlich ergeht oder eine ähnliche Erfahrung gemacht hat. Denn egal wie sehr ich versuche das Thema aus den Gedanken zu schieben, es ist stetig präsent.

Vielen Dank und liebe Grüße

Hey,

das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es Angst macht und überfordert, wenn eine so starke Veränderung passiert. Es ist so so stark, dass du dich deiner Vergangenheit gestellt hast und Sachen aufgearbeitet hat, das erfordert so viel Mut und Kraft und du hast das aufgebracht. Das allein ist so so bewundernswert.

Trotzdem verstehe ich eben auch die Angst und die Überforderung. Wenn man sich immer sicher war, wie die eigene Orientierung aussieht und ausgelebt werden möchte, und plötzlich alles Kopf zu stehen scheint, ist das einfach ganz schön doll und viel. Aber: Es ist egal, ob du wegen deiner Erfahrungen aroace warst und es vielleicht nicht mehr bist, oder ob du es doch bist und jetzt gerade aber andere Bedürfnisse hast. Beides ist valide und in Ordnung. Identitäten und Orientierungen sind fluide, Queerness ist fluide, und Aroace-Sein darf das auch sein. Deine Wünsche und Bedürfnisse sind echt und valide und du darfst ihnen nachgehen, ganz in deinem Tempo. Trotzdem kannst du weiter aroace als Label verwenden, wenn es sich richtig anfühlt. Wenn du dein Label ändern möchtest, ist das genauso okay – und zwar unabhängig davon, ob es weiterhin ein Label im aro-ace-Spektrum ist oder nicht. 

Achte gut auf dich, deine Bedürfnisse, ob du dich mit Situationen wohlfühlst. Dein Consent ist absolut wichtig, nimm dich immer für voll und mach in deinem Tempo und nichts schneller, als dir lieb ist. 

Liebe Grüße
Valo

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