Kummerkastenantwort 645: Bin ich bisexuell? Und bin ich genderfluid?

Hi !

ich glaube das wird eine lange Nachricht deswegen entschuldige ich mich bereits im Vorraus.
Ich bin weiblich (18) Jahre und bin seit zwei Jahren als bisexuell geoutet. Hat jeder auch gut aufgenommen, was mich gefreut hat 🙂
Allerdings bin ich mir immernoch unsicher über meine sexualität, da ich zwar durchaus sexuelle Träume habe oder masturbiere, jedoch nie in einer Beziehung mit jeglichem geschelcht war und mir im Moment nicht vorstellen kann, jemals intim zu werden. Auch würde ich sagen, dass ich Männer und Frauen schön finde und romantisch mit beiden mir etwas vorstellen kann, aber ich mich nie wirklich sexuell hinzugezogen gefühlt habe (ausser in Fantasien mit fiktiven Charakteren -ohje) . Daher schwanke ich immer ob ich mich überhaupt als bisexuell bezeichen kann oder biromantisches asexuell oder ganz anders.
Auch kommt noch dazu, dass ich selbst mich sehr maskulin/androgynous anziehe und ich nicht ein Problem hätte ob ich mit sie oder er betitelt werde. Mein Kleidungsstil hängt sehr davon ab, wie maskulin/feminin ich mich fühle, wobei die maskuline Seite meist überweigt. Jedoch ist mir zu 100 Prozent klar, dass ich nicht trans bin, da ich mit meinem Körper keinerlei geschlechtsspezifische Probleme habe (Dysphorie) – hier ist der Vorteil, dass ich kaum Brüste habe. Dennoch würde ich mir trotzdem einen Binder kaufen, da es mich doch manchmal stört, wenn ich männliche Kleidung trage.
Einer meiner Freunde hat sich letztens als Genderfluid geoutet und auch ich habe mich hierzu bereits mit der Frage beschäftigt, ob ich wirklich nur ein Tomboy bin oder es möglicherweise ins nonbinäre Spektrum fällt.

Also um beide Fragen nochmal zusammenzufassen: Bin ich wirklich bisexuell wenn ich mir im jetzigen Moment ausserhalb von Fantasien nichts sexuelles mit jeglichen Geschlecht vorstellen kann? Und bin ich möglicherweise androgenous/genderfluid, wenn mein Kleidungsstil von Tag zu Tag wechselt, je nach dem ob ich mich maskuliner oder femininer fühle, jedoch kein Problem habe, mit welchen Pronomen ich angesprochen werde.

(Nochmals sorry für die lange Nachricht und vielen Dank für die Antwort

Hallo liebe fragende Person,

also um kurz zu machen: wer und wie du bist können wir dir nicht sagen, das kannst nur du! Du beschreibst ja schon viele Begriffe, die für dich passen könnten und du bist die einzige Person die aussuchen kann, was davon zu dir passt.

Du trennst ja auch selber schon Sexualität und Romantik, was für viele Menschen Sinn ergeben kann. Also wenn du in dir asexuelle Anteile erkennst, dann kannst du ja mal versuchen, dich als biromantisch asexuell zu labeln und schauen, wie es sich anfühlt. Außerdem sind solche Begriffe dann ja nicht festgeschrieben, die darfst du jederzeit wieder ändern (wenn du z.B. doch sexuelles Interesse an Menschen entwickelst). Gleichzeitig brauchst du keine Legitimation dafür, dich weiter als bisexuell zu beschreiben. Es kommt ja kein Mensch und spricht dir das ab, nur weil sich dein sexuelles Begehren aktuell auf fiktive Charaktere beschränkt.

Dann möchte ich gerne noch darauf hinweisen, dass auch trans Menschen nicht unbedingt Dysphorien haben müssen. Das ist sozusagen nicht die Vorraussetzung fürs trans-sein. Damit will ich aber auch nicht sagen, dass du trans bist, sondern nur ein bisschen die Bedeutung erweitern.

Wie du deine Geschlechtsidentität verortest ist ebenfalls eine Frage, die nur du beantworten kannst. Manchmal hilft es, sich mit verschiedenen Begriffen vertraut zu machen um in Definitionen wiederzufinden, wie mensch sich fühlt. Das kannst du z.B. in unserem Glossar zu den Begriffen genderqueer, genderfluid, agender, bigender und noch einigen weiteren machen.

Ich hoffe ich konnte dir trotzdem ein bisschen helfen. Egal welche Label du für dich benutzt und auch wenn es nicht DAS passende gibt, du bist super so wie du bist!

Viele Grüße,

Rabia

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