Kummerkastenantwort 921 – meine Eltern akzeptieren nicht, dass ich trans bin.

Hallo liebes Queer-Lexikon Team,
Mein Name ist Alec und ich bin ein Trans* Junge. Vor kurzem habe ich mich bei meinen Eltern geoutet. Bis jetzt haben sie das Outing fast geflissentlich ignoriert, bis auf das, dass ich jetzt meine Haare endlich abschneiden darf. Ich hatte eigentlich auch den Kompromiss erzielt, dass sie mich Al nennen, weil mein Deadname auch so anfängt. Allerdings nennen sie mich trotzdem noch immer bei meinem Deadname. Außerdem wollen sie jetzt mit mir zum Frauenarzt, um meine Hormone checken zu lassen. Was soll da schon falsch sein? Meine Hormone müssten dann mein ganzes Leben schon ziemlich verkehrt sein. Ich hatte gedacht, dass es mir nach dem Outing vielleicht besser gehen würde, aber es ist nur noch schlimmer geworden. Ich kann nicht mehr gut schlafen, weil ich immer über das Thema nachdenken muss und meine Dysphorie wird jeden Tag schlimmer. Immer, wenn ich eine männliche Person sehe, frage ich mich, warum ich nicht als Junge geboren worden sein. Meine Eltern machen einfach weiter wie bis jetzt, versuchen ab und zu, mir mein Transgendersein auszureden. Mich macht das total kaputt. Und dann fragen sie auch noch, was denn mit mir los ist. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll. Und bis ich 18 bin, dauert es noch ne Weile. Ich bin einfach ratlos und könnte den ganzen Tag heulen.
Vielleicht könnt ihr mir ein paar Tipps geben, danke schon mal im Vorraus.
Euer Alec.

Hallo Alec,

das ist eine ziemlich unschöne Ausgangslage. Was deine Eltern da machen, ist nicht ok. Denn: Wenn ihr einen Kompromiss geschlossen habt, sollten und müssten sie sich daran auch halten. Und, während es sein kann, dass bestimmte Hormonwerte außerhalb von Normbereichen liegen und dadurch Sachen aus dem Gleichgeweicht kommen, ist es ziemlich fragwürdig, das nach einem Coming Out zu verlangen – um sozusagen einen Beweis zu finden, dass du falsch liegst. Das Ding ist: du kannst da im Wesentlichen auch mitspielen. Warum? Weil nichts, was dabei rauskommen könnte, dein Geschlecht tatsächlich in Frage stellen kann.

Während es leider immer noch nicht allzu Forschung zur Gesundheit von Personen, die trans sind gibt, gibt es sehr fundierte dazu, dass bei der Personen, deren Eltern Coming Outs ernst nehmen und Namen und Pronomen nutzen, die Sterblichkeit der Kinder deutlich geringer ist. Zynisch gesagt: Wenn deine Eltern Interesse haben, dich zu behalten, sollten sie ihr Handeln dringend überdenken.

Tatsächlich bis 18 warten und quasi nichts tun, ist in vielerlei Hinsicht nicht die beste Idee. Irgendwie sollte da von deinen Eltern mindestens mehr Verständnis aber am besten mehr entgegenkommen drin sein. Während wir als Verein mehr auf Information und Bildung spezialisiert sind, gibt es zum Beispiel beim Trans-Kinder-Netz Beratung für die Eltern von Kindern und Jugendlichen, die trans sind und nicht sicher sind, wie sie damit umgehen sollen. Mein Vorschlag wäre, du meldest dich mal dort – während wir zwar häufiger von solchen Situationen mitbekommen, sind wir nicht diejenigen, die viel Erfahrung darin haben, wie das nachhaltig besser wird.

Viel Erfolg und liebe Grüße
Xenia

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