Kummerkastenantwort 4.556: Wie läuft die Transition ab?

Hi, ich bin trans-männlich und wüsste gerne, wie das mit der Transition alles ca. abläuft.
Wie lang dauern alle Prozesse, bis man zB HRT starten/Operationen machen kann? Und wie genau läuft das ab mit der Therapie/Diagnose und der Krankenkasse?
Sowas hab ich vor einiger Zeit schonmal gefragt, bin aber sicher dass keine Antwort gekommen ist.
Trotzdem dankedanke für all die hilfreichen Antworten 😀

Hallo,

alles was ich schildere sind hier eher Richtwerte und keine festen Sachen. Gutachter und Krankenkassen lassen sich leider gerne viel Zeit mit sowas und varriieren in ihren Anforderungen

Für HRT brauchst du ein Indikationsschreiben, das kannst du nach offiziell 6 Monaten Therapie bekommen. Eigentlich kann dir das dein Hausarzt ausstellen – die möchten das aber oft nicht machen, weil sie sich “mit der Thematik nicht auskennen”. Dementsprechend musst du dann zu einem entsprechend geschulten Therapeut oder Arzt gehen, der dir den Wisch schreibt

Leider werden dabei oft unangenehme und entmenschlichende Fragen gestellt – es ist aber in DE der Prozess.

Wenn du deine HRT hast, musst du diese 1/2 Jahr nehmen, danach kannst bei der Krankenkasse Top Surgery beantragen. Wenn du beim Antrag alles richtig machst (wieder mal: das ist von Kasse zu Kasse und von Standort zu Standort immer leicht unterschiedlich), kriegst du deine OP.

Meist brauchst du für deinen Antrag:

– eine Indikation
– einen Trans Lebenslauf
– Nachweis über Hormontherapie
– einen Bericht von deinem Therapeuten (hat bestimmte Anforderungen, aber da kommt der Therapeut schon dran)
– einen Nachweis darüber dass du wirklich trans und eben nicht inter* o.ä. bist
– einen Leistungsauszug von der Krankenkasse

Das ist aber alles, wie gesagt, sehr variabel. Es kann sein, dass du mega gut durchkommst und alles in 1 – 2 Jahren hast, es kann aber auch sein dass es wesentlich länger dauert und du mehr als ein Einmal auf Granit beißt.
Ich wünsche dir viel Glück!

Liebe Grüße,
Kim

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2 Antworten

  1. anonym sagt:

    Hallo,
    die antwort klingt für mich falsch bzw ein bisschen veraltet und Dinge durchmischend. finde das ein bisschen gefährlich auf eine seite, die für viele erste Anlaufstelle ist.

    Hier mein Wissensstand – gerne einmal gegechecken.

    für ein hrt-indikationsschreiben braucht mensch keine*n diskriminierende*n Gutachter*in. Diese Gutachter*innen sind für Personenstandsänderung nach TSG zuständig. Für Indikation braicht es “lediglich” eine (psycho)therapeutische Behanldung. Wichtig: mMn dürfen nicht alle Therapeutis Indikationen ausstellen, am besten im Vorgespräch nachfragen (mag aber auch eine fehlerhafte Info sein). Das kann natürlich übergriffige Fragen beinhalten, aber es gibt auch Therapeut*innen, bei denen das nicht so ust bzw die sehr trans*sensibel sind. Gegebenenfalls einmal auf queermed nach Empfehlungen schauen. Gute Therapeutis haben oft leider Wartezeiten. Manchmal ist eine trans*Gruppentherapie eine Möglichkeit, an ein Indikationsschreiben zu kommen. Das bieten einige (meist trans*freundliche) Therapeut*innen an und da gibt es häufig Plätze, wenn einzelplätze ausgebucht sind.

    Für die Top-Surgery braucht es KEIN Jahr Hormontherapie. Die OP kannst du auch ohne HRT machen. Dass HRT vorausgesetzt wird, ist veraltet. Manche Krankenkassen/MDs bestehen zwar immer noch darauf, an sich ist es aber rigentlich kein Ablehnungsgrund. Evlt kann sicherheitshalber im Antrag gut begründet werden, warum (noch) nicht mit HRT begonnen wurde (Krankenkassen belügen ist auch in Ordnung :))
    Meine HRT lief kein halbes Jahr bei meinem Antrag, ich kenne auch Menschen, die ihre OP ohne Hormontherapie gemacht und problemlos bewilligt bekommen haben. Ich selber musste Nachweise für meine HRT nachreichen.

    Einen Nachweis, dass du nicht inter* bist, brauchst du eigentlich nicgt. Manche ärzt*innen untersuchen das dann standartmäßig vir Beginn einer HRT, aber das ist eigentlich nicht notwendig und du musst das auch nicht machen (lassen).

    • Annika sagt:

      Hallo!
      Wir haben deinen Wissensstand gegen gecheckt. Wir antworten grundsätzlich auf Grundlage einer Wissensbasis, die sich aus unseren eigenen Erfahrungen, den Erfahrungen im Familien- und Bekanntenkreis, sowie den öffentlichen Schilderungen anderer Betroffener zusammensetzt.
      Das, was du schreibst, ist leider der absolute Glücksfall und ich freue mich, dass es bei dir so problemlos geklappt hat. Die Antwort, die Kim verfasst hat, ist aber leider nicht veraltet.

      In Deutschland wird, obwohl seit 2022 die ICD-11 als Internationale Klassifikation von Krankheiten und Gesundheitsproblemen in Kraft ist, nach wie vor nach ICD-10 behandelt.
      Das bedeutet: für eine Versorgung mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen (insb. Auf Kosten der Krankenkasse) muss ein sog. „krankheitswerter Leidensdruck“ vorliegen. Um den nachzuweisen, und um gleichzeitig sicher zu gehen, dass Patient*innen in die Behandlung einwilligen können, wird in 98% aller Fälle ein Indikationsschreiben verlangt. Der Begriff „Gutachten“ war an dieser Stelle falsch, und wir haben das korrigiert. Der Effekt bleibt der Selbe.
      Dasselbe gilt für den Ausschluss der Intergeschlechtlichkeit. Faktisch ist der nicht notwendig – in der Praxis wird er aufgrund veralteter Vorgaben, und veralteter Denkweisen, in den meisten Fällen trotzdem gefordert.

      Die meisten Krankenkassen verlangen außerdem nach wie vor Minimum 6 Monate HRT. Wenn HRT angestrebt wird, empfehlen außerdem die meisten Operateur*innen, vor der Top Surgery mit Testosteron zu beginnen, damit die Körperfettumverteilung zum Zeitpunkt der OP weitestgehend abgeschlossen ist.

      Für das alles gilt: natürlich gibt es Medizinerinnen, die da lockerer und patientinnenfreundlicher sind. Die sind aber eher die Ausnahme, als die Regel, insbesondere wenn man außerhalb der Großräume Berlin, Köln und München lebt.
      Wir halten es für wesentlich gefährlicher, eine Person ohne vorherige Aufklärung in eine traumatische Situation laufen zu lassen, als wenn jemand vorher Angst hat – und dann positiv überrascht wird.
      Deswegen weisen wir sehr eindringlich darauf hin, dass der Weg zu HRT in vielen Fällen leider auch mit (unnötigen) Demütigungen und Frustrationen gepflastert ist.

      Danke für deinen Kommentar,
      Elias

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