Kummerkastenantwort 4.776: Wie kann ich mich in meiner Schule als trans outen?

Hallo liebes Kummerkasten-Team, ich bin 14 und ftm. Ich weiß schon seit einigen Jahren, dass ich ein Junge bin und habe es vor etwa einem Monat auch endlich geschafft, mich vor meinen Eltern zu outen. Beide geben ihr Bestes mich zu unterstützen und auch wenn sie damit noch einige Schwierigkeiten haben, bin ich ihnen sehr dankbar. Nun habe ich beschlossen, dass ich mich auch in meiner Schule outen möchte. Meine Frage ist also, wie gehe ich das am besten an?

Für ein bisschen mehr Kontext, ich gehe auf ein Gymnasium in einer größeren Stadt und weiß von einer offen nicht-binären Person an meiner Schule. Ich kenne sien nicht sonderlich gut, weiß aber, dass sier am Anfang oft diskriminierend (auch von ein paar Lehrer*innen) behandelt wurde. Mittlerweile sieht’s so weit ich weiß etwas besser aus. Generell ist mein Umfeld bis auf einige Ausnahmen allerdings eher offen.

Also, um zu meiner Frage zurückzukehren, wie kann ich mich an meiner Schule outen? Wem soll ich als erstes davon erzählen und woher weiß ich, ob das bei der Person sicher ist? Wie finde ich vorher am besten heraus, wie eine Person reagieren wird? Wie funktioniert ein Coming-out vor der Klasse? Muss ich mich vorher vor den Lehrer*innen outen? Und wäre es vielleicht eine bessere Idee, noch davor meinen engsten Freundeskreis einzuweihen? Und am wichtigsten, wie sichere ich mich ab, wenn es nicht gut aufgenommen wird?

Ich würde mich sehr über einige Tipps freuen! Danke jetzt schonmal und viele Grüße!

Hallo,

erst einmal ist es schön zu lesen, dass deine ersten Coming Outs schon mal ganz gut geklappt haben.

Hilfreiche Fragen, die du dir an der Stelle stellen kannst, sind “bei wem ist mir wichtig, dass die Person weiß, dass ich trans bin?” – das kann dir einerseits einen guten Hinweis geben, wo Coming Outs für dich notwendig und sinnvoll sind, und andererseits ist das auch ein anderer Blick darauf, ob du dich vor Lehrer*innen outen musst – müssen tust das nämlich an sich gar nicht, aber ohne wird’s zum Beispiel schwierig, bei Meldungen so aufgerufen oder im Klassenbuch richtige geführt zu werden – eine andere praktische Leitfrage ist “wie viele Coming Outs möchte ich haben?” – wenn du gerne und offen über dich redest, ist es vielleicht kein Problem, dich erstmal im Freund*innenkreis und später vor der Klasse zu outen. Wenns dir allgemein schwerer fällt, aber dir wichtig ist, dass deine Klasse Bescheid weiß, kannst du gegebenenfalls deinen Freund*innen auch nur Bescheid geben, dass du deiner Klasse was erzählen möchtest, was dir wichtig ist, und sie bekommens dann so auch mit.

Mein Punkt ist: eine ganz wichtige Überlegung zu einem Coming Out ist immer auch ein “brauch ich das hier?” und ein “wie funktioniert das für mich?”.

Die Frage, wie du dich absichern kannst, ist auch super individuell, da da auch immer dazu gehört: gegen was absichern? Ist “nicht gut aufnehmen” wenn eine Clique sich zu fein ist, deinen neuen Namen zu verwenden? Wenn die darüber hinaus anstrengend dir gegenüber werden? Wenn Lehrkräfte sich offensiv weigern sich an dein Coming Out zu erinnern? All das hätte verschiedene Lösungen und Konzepte damit umzugehen. Eine mögliche Eskalationsstufe, gerade, wenn deine Eltern dich unterstützen und für einen Plan B, wenn wirklich alles schlimm wird, kann es sein, die Schule zu wechseln, das gibt dann eine neue -hoffentlich entspanntere- Chance. Aber auch wenns eine Nummer kleiner soll, hast du Alternativen: vielleicht gibt es bei dir an der Schule eine*n Sozialarbeiter*in, wo du schon mal Bescheid geben kannst, dass du nach deinem Coming Out, wenns redensartlich brennt eine Ansprechperson, die dich unterstützen kann, hast, vielleicht gibt es ein Konzept mit Verbindungs- oder Vertrauenslehrkräften oder du bist gut mit den Schulsprechenden befreundet und kannst dir da Unterstützung ins Boot holen. Oder, wenn du ohnehin nicht viel mit deiner Mitschüler*innen zu tun hast, ist so ein Coming Out vielleicht auch eine gute Gelegenheit, dir danach ein paar schöne außerschulische Hobbys zu suchen, dann können die ihren Kram machen, können dein Coming Out beliebig schlecht aufnehmen und du kriegst möglichst wenig davon mit. Weil, sind wir ehrlich, eigentlich sollte das kein Problem für dich, sondern ein Problem von denen sein, die sich dran stören.

Viel Erfolg,
Xenia

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Eine Antwort

  1. Hubi /Sanja sagt:

    erstmal super für Deinen Weg nach vorne, viel Glück,
    ich würd emcih an die Schulleitung wenden, einen einfachen Paln mit viell. 2 Lehrern machen, die dann gemeinsam die “kleine Gemeinde” da aufklären helfen.
    ich bin mir sicher dass es zum Großteil Positives geben wird. Du wirst sehr erleichtert sein, und viel Freude haben, da binich sicher

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