Kummerkastenantwort 4.925: Mein Trauma macht es mir schwer zu wissen, was mein Geschlecht und meine sexuelle Orientierung sind

Hi,

Sry für die ganzen Fragen, ich bin neu hier 🙂

Ich (geboren w 18) hasse meinen Namen, meine weiblichen Pronomen, meinen Brüste, meine Tage etc. Ich will keine Kinder. Also alles, was weiblich ist. Auch Kleider und so. Ich habe nur ein Problem. Ich hab als Kleinkind ein schweres Trauma durch einen Mann erlitten, deswegen bin ich angeekelt von Männern. Wäre mein Umfelt mehr supportive und hätte ich kein Trauma, wäre ich gerne “männlich”. Bin ich eigentlich trans oder doch nonbinary? Also mit they/ them fühle ich mich eigentlich ganz wohl.

Und ich glaub ich bin lesbisch, woher weiß ich, ob ich wirklich auf Frauen stehe oder ob das am Trauma liegt?

Darf ich asexuell und demiromantisch verwenden, auch wenn das vielleicht auch am Trauma liegt?

Ich weiß halt überhaupt nicht, ob Trauma die Identität oder Sexualität verändern kann. Ich kann auch keinen Psychologen fragen, weil meine Eltern zahlen meine Krankenversicherung und kriegen alles mit.

Ich bin halt super verwirrt, wie ich geworden wäre ohne Trauma und wer ich wirklich bin.

Sorry für das alles :((

Hallo!

Erstmal: Es tut mir leid, dass du dieses Trauma erlebt hast und vor allem auch, dass du dir da aktuell keine Hilfe holen kannst (ggf. könntest du schauen, ob du deinen Eltern einen anderen Grund für eine Therapie nennen kannst?)

Ich bin keine Psychologin oder Traumatherapeutin oder so aber ich weiß eins: Ein schweres Trauma, vor allem eins, das wir früh in unserem Leben erleben bedeutet, dass wir das nicht einfach wieder loswerden oder dass es uns ohne die traumatische Erfahrung gibt. Und ein Trauma kann – auf komplexe Weise unsere Beziehung zu unserem Körper, zu unseren Beziehungen, zu Sexualität etc. verändern. Das ist keine einfache Auslöser und Ergebnis-Geschichte, aber es kann trotzdem passieren.

Es geht jetzt aber eher darum, das Leben inklusive dem Trauma und seinen Folgen zu navigieren. Das bedeutet: Es ist nicht so richtig zielführend, darüber nachzudenken, wer und wie du ohne das Trauma geworden wärst, sondern du bist jetzt du – eben mit Trauma. Und wenn du jetzt auf Frauen stehst, dann ist das real, egal ob da ein Trauma mitgespielt hat oder nicht.

Und insofern darfst du jetzt auch Begriffe wie asexuell, demiromantisch natürlich verwenden, genauso wie they/them-Pronomen, wenn du dich damit wohlfühlst. Und in Bezug auf dein Geschlecht kannst du auch einfach mal Sachen ausprobieren, wie Klamotten aus der ‘Männer’-Abteilung oder so, und schauen, ob du dich damit wohlfühlst.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,

Annika

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