Kummerkastenantwort 5.247: Ich bin verwirrt über mein Queer Sein
Hallo liebes Kummerkasten-Team,
erstmal vielen vielen Dank für eure Arbeit 🙂
Ich (15,w) bin mir zurzeit sehr unsicher, was mein Queersein angeht. Ich labele mich als ace und aro-spec, habe aber keine Ahnung, ob das wirklich so ist. Ich zweifle ständig daran, ob ich queer bin oder nicht. Einerseits denke ich, ich bilde mir das nur ein, das kommt alles noch, ich bin schließlich ein Jahr jünger als mein Umfeld (hab ne Klasse übersprungen), und selbst wenn es stimmt, dass ich ace bin, fühle ich mich trotzdem nicht queer genug. Denn ich glaube ich bin heteroromantisch (dazu später mehr) und denke deshalb, ich wäre nicht so queer wie Menschen, die AA (aroace) oder sogar AAA (aroaceagender). Auch in meinem Umfeld gibt es viele queere Personen, die z.B. trans*, bi, pan etc. sind, und unter ihnen fühle ich mich auch nicht „echt“ queer.
Andererseits versuche ich mich dann selbst von meiner Queerness zu überzeugen indem ich mir Beispiele nenne, die zeigen dass ich wirklich ace bin (ich kann mir nicht vorstellen jemals Sex zu haben, habe auch noch nie sexuelle Fantasien gehabt und um mich herum hatten die meisten Menschen schon ihr erstes Mal). Aber das klappt eben nicht so wirklich weil ich mir dann selber ins Wort falle und denke „aber nein, du bist ja ein Jahr jünger“ usw.
Der zweite Teil meiner Frage hat nicht mehr reingepasst, deswegen schick ich den gleich hinterherIch bin auch verwirrt über meine romantische Orientierung, denn so „typische“ Verliebtheitsdinge wie Schmetterlinge im Bauch hatte ich bisher nur bei Jungs, dafür aber keine romantischen Gedanken. Ästhetisch fühle ich mich zu allen Geschlechtern angezogen. Und (romantische) Beziehungen könnte ich mir tendenziell eher mit Mädchen vorstellen, allerdings war ich noch nie in eins verliebt (glaube ich). Aber geschlechterunabhängig ist es mir immer sehr unangenehm, wenn eine Person auf mich steht. Ich weiß aber nicht, ob das, wie ich längere Zeit vermutet habe, heißt, dass ich lithromantisch bin oder es daran liegt, dass meine erste und einzige Beziehung (mit einem jungen) zustande gekommen ist, weil ich meine Gefühle missverstanden habe (Ich hab sehr starke platonische Anziehung verspürt, es aber für Liebe gehalten und den Zwang verspürt (danke Amatonormativität) sie ihm zu gestehen) und mir deswegen alles romantische sehr unangenehm war und ich es jetzt negativ sehe.
Wie gesagt ich bin sehr verwirrt und unsicher und wünsche mir einfach ein bisschen Bestätigung und Rat.
Viele liebe Grüße ❤️🏳️🌈
Hallo!
Das, was du beschreibst, klingt wirklich verwirrend und belastend. Es tut mir leid, dass das so schwer ist.
Dieses Gefühl, gar nicht richtig oder wirklich queer zu sein, kennen leider viele queeren Leute – ganz besonders asexuelle und aromantische. Wir haben das ‚Queer Imposter Syndrom‘ genannt – hier findest du dazu ein paar mehr Infos.So oder so: Du bist damit nicht alleine.
Du bist queer. Du bist queer genug. Du darfst, z. B. als Person, die sich (noch) unsicher ist, Teil der Community sein. Du darfst dich z. B. als asexuell und aromantisch labeln – und wenn du irgendwann doch andere Label verwendest, ist das auch okay.
Liebe Grüße & Alles Gute für dich,
Annika