Kummerkastenantwort 5.550: Ich weiß nicht, ob ich eine Mastek machen will.
Liebes Queerlexikon-Team,
ich frage mich, wie ich mich für oder gegen eine Mastektomie entscheiden kann.
Ich weiß seit ca. 3,5 Jahren, dass ich transmasc und nichtbinär bin, und was für eine Transition ich machen will, und bis vor einiger Zeit war ich mir auch sicher, dass eine Mastektomie dazugehört. Aber irgendwie bin ich mir da jetzt gar nicht mehr so sicher. Bis vor Kurzem hat mich das auch gar nicht so sehr gestört, aber jetzt bin ich finally auf Testo und könnte theoretisch anfangen, darauf hinzuarbeiten (Indikation, Vorgespräch, etc), und jetzt weiß ich eben nicht, was ich machen soll. Ich würde mir damit ja gerne noch mehr Zeit lassen, aber für immer Binding ist keine Option, das belastet mich zu sehr, also muss ich entweder damit klarkommen, wie es ist, oder eben die Mastektomie machen. Und dazu kommt, dass ja bald Bundestagswahl ist und ich einfach Angst habe, dass mir die Möglichkeit, eine Mastektomie zu machen, auf Dauer weggenommen wird. Deshalb stört es mich aktuell ziemlich, das einfach nicht zu wissen. Weil wenn ich die Mastek durch hab, dann kann mir das niemand mehr wegnehmen.
Meine weiteren pros und cons sehen zusammengefasst so aus: will ich einen flachen Oberkörper? Hell yeah! Will ich den ganzen Krankenhaus-Krank-sein-Organisations-Bums? Hell no! Ist es das also wert? Weil vielleicht könnte ich es ja so akzeptieren, wie es ist, wenn ich es genug versuche? Oder würde es sogar bereuen?
Ich habe sowieso eine Therapeutin, wegen der HRT-Indikation, der ich das hier auch schon erzählt habe, und sie meinte, ich sollte (was ich eh vorhatte) mal mit anderen trans Personen darüber reden, die eine Mastek gemacht haben. Aber ich wollte erst schonmal auch hier fragen, ob sich vielleicht eine Person aus dem Team schon mal damit beschäftigt und eine Entscheidung getroffen hat, und verraten könnte, wie sie das angestellt hat.
Btw danke für eure Seite, das alles hier hat mir in meiner Identitätskrise extrem geholfen! <3
Jamie
Hallo Jamie,
Für meine Entscheidung für statt gegen eine Mastektomie war vor allem geprägt dadurch, dass das Körpergefühl Brüste zu haben für mich sehr belastend war. Der Gedanke, daran stattdessen einen flachen Oberkörper zu haben, war dafür aber eher angenehm oder befreiend und das innerliche Bild entsprach einfach mehr „Mir“. Dazu kommt natürlich, dass immer Binden ja auch nicht angenehm ist und für mich nur die beste mir mögliche Option war, diese Belastung zu lindern.
Das hat meine Entscheidung schon sehr klar gemacht, allerdings hatte ähnliche Bedenken bzw. Kontras, wie du. Die Organisiation, die Krankenhaus-Phase/ Erholung und alles drum herum braucht Zeit und Kraft. Und natürlich bringt eine OPs auch immer Risiken mit sich.
Das Kontra hat sich für mich dadurch ausgewägt, dass die Belastung, die ich durch meine Brüste hatte, mir jeden Tag viel Kraft genommen hat über Jahre hinweg. Die Organisation und die Erholung waren zeitweise natürlich sehr anstrengend, aber das Ende war mehr oder weniger absehbar.
Viele Kliniken bieten auch unverbindliche Kennenlern-Termine an, wo du auch Fragen zu Risiken, Vorbereitung, OP-Ablauf, Nachbereitung, etc. klären kannst. Vielleicht kann dir das zusätzlich zur Anregung deiner Therapeutin helfen.
Alles Gute,
Joshua