Kummerkasten Antwort 111 – Was bin ich?

Was bin ich?

Hallo,
ich bin Mitte zwanzig und würde gerne wissen „was“ ich bin..
Ich bin eigentlich kein Fan vom benennen der Identität oder Sexualität aber ich denke ich könnte besser damit umgehen wenn ich eine Bezeichnung hätte.
Ich Würde mich als pansexuell beschreiben und bin in einem Frauenkörper geboren – in dem ich mich eigentlich auch wohl fühle.
Ich lebe seit längerem mit einer Frau in einer Beziehung und bin glücklich. Doch ich fühle mich AUCH als Mann Vorallem sexuell habe ich das Gefühl auch ein Mann zu sein (ich hab nur weibliche Geschlechtsmerkmale)
Ich bin sehr verwirrt fühle mich wohl in meinem Körper als Frau aber auf der anderen Seite wäre es als würde etwas fehlen (optisch )
Ich würde mich freuen wenn mir jemand weiterhelfen kann und weiß wie man dieses Phänomen benennt.

Liebe Grüße

Hallo liebe*r Unbekannte*r,

das Bedürfnis, ein Label oder einen Begriff zu finden, der für dich passt, ist sehr verständlich – Labels können es leichter machen, die eigenen Erfahrungen und Gefühle in Worte zu fassen, sie ermöglichen einen Zugang zu Communities und ermöglichen den Austausch mit anderen Leuten, die ähnliche Erfahrungen machen wie du. Ein Label zu verwenden, heißt also nicht, dass du dich damit festlegst oder in eine Schublade steckst, sondern nur, dass du neue Freiheiten und Möglichkeiten findest.

Hier sind einige Vorschläge für Begriffe und Labels, die vielleicht für dich relevant sind:

  • Butch: vor allem lesbische Frauen, aber auch z.B. bi-, poly- und pansexuelle Frauen und andere queere Menschen verwenden diesen Begriff, um zu signalisieren, dass sie zwar eine Beziehung zum Frausein oder Femininen haben, aber lieber eine maskuline Rolle einnehmen, sich maskulin kleiden, oder sonst einen Bezug zu Männlichkeit herstellen. Manche Butches identifizieren sich komplett als weiblich, obwohl sie sich sehr männlich oder maskulin geben, andere identifizieren sich teilweise als männlich, oder haben insgesamt ein kompliziertes Verhältnis zu Geschlecht, das sich nicht so leicht in Schubladen wie „männlich“ oder „weiblich“ packen lässt, wieder andere sind nichtbinär.
  • Bigender: Bigender sind Menschen, die zwei (oder auch mehr) Geschlechter haben, also in deinem Fall männlich und weiblich. Je nach Person und Definition kann es sein, dass eine bigender Person gleichzeitig männlich und weiblich ist, oder dass die Gefühle diesbezüglich wechseln und sich verändern. Dabei spielt es keine Rolle, zu welchem Anteil sich ein Mensch als was identifiziert – es muss nicht 50/50 sein.
  • Genderfluid: Vor allem, wenn du den Eindruck hast, dass sich dein Geschlecht verändert und z.B. zu unterschiedlichen Zeitpunkten oder in unterschiedlichen Situationen anders ist, dann kannst du den Begriff „genderfluid“ dafür verwenden. Das bedeutet, dass du nicht ein festgelegtes Geschlecht hast, sondern mehrere verschiedene, die sich mit der Zeit oder je nach Situation wandeln.
  • Genderqueer: Wenn du dich vielleicht gar nicht so genau festlegen willst oder kannst, kann ein Überbegriff wie „genderqueer“ helfen. Genderqueer sind Menschen, deren Geschlecht nicht mit den gesellschaftlichen Erwartungen und Normen übereinstimmt, die sich vllt. nicht auf ein Geschlecht festlegen können oder wollen, oder für die bestehende Kategorien von Geschlechtern nicht passen.

Es gibt natürlich noch massig mehr Begriffe und endlos viele Erfahrungen mit den verschiedenen Begriffen. Vielleicht wirst du in unserem Glossar oder in verschiedenen Online-Communities oder lokalen queeren Gruppen fündig.

Egal, für welchen Begriff du dich entscheidest oder ob du dich überhaupt für einen entscheidest – du bist gut, so wie du bist, und deine Gefühle und Gedanken sind vollkommen okay und valide.

Alles Gute für deinen Weg, und komm gerne jederzeit vorbei, wenn du noch mehr Fragen hast!

Viele Grüße,

Balthazar

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