Kummerkastenantwort 271: Ich bin überfordert mit den vielen Definitionen von nonbinary

Hi,
ich hab mir mehrere Artikel über die verschiedenen Arten von nonbinary/genderfluid (kann man das so sagen) durchgelesen und bin jetzt n bisschen überfordert.

Ich hab mir die Definitionen von den „Unterarten „(ich weiß nicht wie ich es sonnst nennen soll) angeschaut und konnte mich irgendwie keiner wirklich zuordnen.
Ich bin biologisch gesehen eine Frau, aber fühlen tue ich mich als Mensch. Weder die Bezeichnung Mann oder Frau trifft für mich auf mich zu. Trotzdem sehe ich mich selbst nicht als was ganz anderes.
Mir war es auch immer schon egal ob ich jetzt als Männlich oder Weiblich angesehen wurde. Ich hab da auch so nicht wirklich drüber nachgedacht, aber trotzdem hat es mich bei z.B. Anmeldungen immer gestört, dass es dort nur die Auswahlmöglichkeiten Männlich, Weiblich und Keins standen, da ich mich, wie oben schon gesagt, nicht wirklich irgendetwas von den dreien zuordnen konnte.

Mittlerweile bin ich deshalb ziemlich verzweifelt, da ich keine Ahnung hab wo ich mich unterordnen kann.
Aus diesem Grund frag ich hier mal nach ob mir jemand, der vielleicht ein bisschen mehr Ahnung hat als ich, darauf antworten kann.

PS: Ich möchte keinen mit beider Ausdrucksweise beleidigen also falls sich jemand auf den Schlips getreten fühlt tut es mir wirklich leid

Hallo du,

zuerst mal ist es vollkommen okay, wenn du dich mit den Begrifflichkeiten nicht 100% auskennst, das ist keine Beleidigung oder so, du bist ja noch dabei zu lernen. 🙂

Außerdem kann ich sehr gut verstehen, dass du von diesen ganzen Begriffen und Definitionen überfordert bist – es sind immerhin ganz schön viele, und je nachdem, wen du fragst, haben viele dieser Labels ganz unterschiedliche Definitionen.

Welches Label denn jetzt das richtige für dich ist, das kann ich dir leider nicht beantworten, das kannst nur du wissen. „Mensch“ ist schonmal ein sehr guter Begriff, mit dem du dich ja anscheinend auch gut beschreiben kannst.

Viele Menschen, die nicht so genau wissen, wohin mit sich, verwenden auch oft einen Überbegriff wie „genderqueer“ oder „nonbinary“/“nichtbinär“, um sich zu beschreiben. Weil die meisten Leute eh nicht so genau wissen, was diese Begriffe bedeuten, kannst du ein mögliches Coming Out auch immer gleich benutzen, um zu erklären, was der gewählte Begriff für dich bedeutet. Zum Beispiel: „Ich sehe mich nicht als männlich oder weiblich, deshalb benutze ich das Wort ’nonbinary‘, um mich zu beschreiben.“ Oder: „Ich bin genderqueer; das bedeutet für mich, dass es mir egal ist, als welches Geschlecht mich andere Leute sehen, weil ich einfach nur ich bin.“

Wenn sich aber diese Labels nicht gut anfühlen, musst du sie auch nicht benutzen. Du kannst dich auch z.B. entscheiden, vorerst oder für immer ganz auf Labels zu verzichten, oder du kannst dir auch selbst einen Begriff ausdenken, der dich gut beschreibt.

Was vielleicht helfen auch könnte wären Gespräche mit anderen Personen, die nonbinary sind. Oft hilft es, über eigene Erfahrungen zu reden, sie mit anderen zu vergleichen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu sehen. Das kann dir zeigen, was sich für dich passend anfühlt und in welcher Community du dich wohl fühlst. Möglichkeiten, mit anderen nonbinary Leuten in Kontakt zu kommen, gibt es z.B. in lokalen queeren Jugendgruppen, in Gruppenchats oder auf Social Media.

Ich wünsche dir alles Gute für deine weitere Suche und hoffe, du findest Worte, mit denen du dich wohl fühlst und die dir helfen.

Liebe Grüße,
Balthazar

Das könnte dich auch interessieren …