Kummerkastenantwort 841: Kann ich Testo niedrig dosieren?

Hallo liebes Queer Lexikon Team! : )


Ich habe eine Frage, die eventuell nicht so ganz einfach zu erklären ist, aber ich werde mein Bestes versuchen, um es einigermaßen verständlich zu machen.

Also, ich bin 20, als Frau geboren, und habe während letzten zwei Jahre viel Neues über mich herausgefunden und verarbeitet. Mit 18 habe ich endlich erkannt, dass ich bisexuell bin, und mich seitdem umfassend mit der LGBTQ+ Community befasst.

Das hat dazu geführt, dass ich mein Gender mehr und mehr hinterfragt habe, da ich besonders während und nach der Pubertät schon gemerkt habe, dass ich mit meinem Verhalten und meinen Empfindungen nicht so richtig in das Muster der Cis-Frau hineinpasse.
Über kurz oder lang kam ich schließlich zu dem Ergebnis, dass ich genderfluid bin, und habe mich im vergangenen Sommer dann auch bei großen Teilen meines Bekanntenkreises dahingehend geoutet.

Allerdings kann ich mich mittlerweile auch mit den Begriffen nonbinary und trans identifizieren, da ich die meiste Zeit über als androgyn gesehen werden will, bzw. es mag, wenn man mein Geschlecht schlicht nicht zuordnen oder in eine Schublade stecken kann, und es nur noch recht selten ins rein Weibliche schwankt.

Ich wünsche mir daher so etwas wie eine “teilweise Geschlechtsumwandlung“, falls es so etwas gibt: Ich würde gerne härtere, männlichere Gesichtszüge und eine etwas tiefere Stimme bekommen, möchte aber meine primären Geschlechtsmerkmale (sprich: Vulva, Gebärmutter, etc.) behalten, da ich damit absolut kein Problem habe und mir die Möglichkeit offen lassen möchte, einmal eigene Kinder zu haben. Zu meinen Brüsten stehe ich eher in einer Art Hassliebe, da sie dummerweise wirklich groß geraten sind, doch ob ich sie mir wirklich verkleinern lassen möchte, weiß ich noch nicht so genau (Schließlich gibt es immer noch Tage, wenn auch nur wenige, an denen ich mich wirklich zu 100% weiblich fühle!).

Meine Frage wäre jetzt: Gibt es einen Weg, Testosteron in einer so geringen Dosis zu bekommen, dass sich der Wunsch nach einem männlicheren bzw. stark androgynen Erscheinungsbild mit meinem weiblichen Körper vereinbaren lässt, oder läuft so eine Transition nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“?

Über die genauen medizinischen Konsequenzen werde ich mich ohnehin noch einmal bei Ärzt*innen informieren, doch vorher würde ich gern wissen, ob so eine teilweise Transition grundsätzlich überhaupt funktioniert. Vielleicht wisst Ihr da ja mehr als ich. ; )

So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu verworren und Ihr kommt gesund durch die Adventszeit.
Vielen Dank im Voraus für Euren Rat! ^^


Liebe Grüße, Jareth

PS: Eure Arbeit hier ist wirklich toll – Tausend Dank, dass ihr mir und so vielen anderen Menschen aus der Klemme helft!

Hallo Jareth,

vorab: Wir sind keine Mediziner*innen. Verbindliche und definitive Auskunft und Beratung können wir dir hier also nicht anbieten. Auch sind wir keine Jurist*innen und kennen überdies auch nur die Ausgangslage in Deutschland.

Die knappeste Antwort ist aber wohl ja: das geht. Niemand zwingt dich, dich operieren zu lassen, um Hormone nehmen zu dürfen. Du kannst also deinen Intimbausatz weitgehend behalten. Viele, die Hormone nehmen, erleben allerdings auch, dass sich ihre sexuellen Bedürfnisse, ihre Libido und auch die Beschaffenheit ihrer Genitalien dadurch mitverändert. Ebenso ist bei Einnahme von “gegengeschlechtlichen” Hormonen auch nicht zu 100% sicher, dass die Fruchtbarkeit bestehen bleibt – es kann also sein, dass nur Organe behalten nicht reicht, um sich die Möglichkeiten tatsächlich offen zu halten.

Das gedachte Model in der Trans-Gesundheitsversorgung in Deutschland ist immer noch sehr binär und umfassend. Manche Mediziner*innen sind nicht gut auf die Idee von nicht-Binärität zu sprechen, was eine zusätzliche Hürde darstellen kann. Trotzdem: Grundsätzlich ist das, wonach du fragst möglich. Viel Erfolg bei der Suche nach passenden Ärzt*innen.

Liebe Grüße
Xenia

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