Kummerkastenantwort 2.281: Ich leide darunter, dass mein Körper nie so aussehen wird wie ich es gerne hätte

Hey, ich lebe seit 6 Jahren geoutet als Frau (m2f). Ich bin auch in Hormon Behandlung und mein Gesicht sieht eigentlich ziemlich feminin aus. Aber ich leide immer mehr darunter, dass mein Körper niemals so aussehen wird wie ich es gerne hätte. Immer wenn ich cis Frauen sehe werde ich daran erinnert.

Hey,

Bitte entschuldige, dass du so lange auf eine Antwort warten musstest.

was du empfindest, ist vollkommen nachvollziehbar und ich kann mir gut vorstellen, dass es dich sehr belastet.

Für Dysphorie gibt es leider keine universelle Tipps oder einfache Lösungen. Dieses Gefühl ist ein Ausdruck dessen, einem Idealbild nicht entsprechen zu können. Das Konzept von passing ist sehr schädlich und verursacht einen großen mentalen Druck.

Vielleicht hast du den Gedanken, in dein Aussehen noch mehr eingreifen zu wollen. Bestimmte Operationen sind hilfreich, um Körperbereiche, die du nicht magst, anzupassen. Es sind aber kein Allheilmittel und etwas, worüber du dich definieren solltest. Du bist valide in deinem Geschlecht in jedem Zeitpunkt deiner Transition.

Deine Dysphorie sagt dir vielleicht, dass du wie eine cis Frau aussehen musst. Körper haben aber kein Geschlecht – es ist ein Konstrukt, dass Geschlechter auf eine bestimmte Art und Weise auszusehen haben. Doch in der Realität gibt es viele cis Frauen, cis Männer und trans Personen, die einige Körpermerkmale gemeinsam haben (wie zum Beispiel Schuhgröße 48). Alle von diesen Menschen dürfen sein und sind valide in ihrem Geschlecht.

Zu einem könnte es für dich hilfreich sein, an eigenem Selbstbild zu arbeiten und die cisnormativen Erwartungshaltungen zu hinterfragen. Es ist keine einfache Sache, aber vielleicht kannst du versuchen deinen Körper nicht, als etwas zu betrachten, dass so oder so aussehen muss. Dein Körper ist die ganze Zeit für dich da, hat die schwersten Zeiten überstanden, ermöglicht dir vielfältige Emotionen zu spüren und dich mit anderen zu verbinden. Wie findest du diesen Gedanken? Was spürst du dabei?

Mein Tipp: versuche fürsorglich mit dir umzugehen. Das kann für jeden Menschen bisschen etwas anderes bedeuten. Es ist okay den Spiegel zu meiden, genauso wie es auch okay sich mit einem femininen Lieblingsoutfit zu verwöhnen oder Sportübungen zu machen, die die Körperform verändern. Die Frage, die du dir immer wieder stellen kannst, ist: was kannst du gerade machen, um dir gutzutun? Versuche das herauszufinden.

Das alles kann einfacher werden, wenn du Menschen um dich hast, die sich nicht um gesellschaftliche Normen scheren und die du nicht von deinem Geschlecht überzeugen musst – auch aus meiner Erfahrung! Kontakt mit Tieren und Natur ist für manche Menschen auch sehr hilfreich. Die eigenen Gefühle auszudrücken oder Begleitung durch eine Therapie wahrzunehmen sind auch mögliche Wege mit einer Dysphorie umzugehen.

Ich hoffe, irgendwas Hilfreiches ist für dich mit dabei. Eventuell kannst du über den Tag “Dysphorie” stöbern und schauen, ob Fragen anderer Menschen zu konkreten Dysphorie-Problemen (und unsere Antworten) dich ansprechen. Möglicherweise findest du dich darin wieder.

Liebe Grüße und alles Gute,

Elizy

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