Kummerkastenantwort 3.411: Wo finde ich Repräsentation von trans Männern, die keine medizinische Transition machen?

Wo finde ich representation für trans Männer die keine medizinische transition machen also nicht welche die pre-t sind und planen solche Schritte zu machen sondern wirklich trans Männer die sich bewusst oder aus anderen Gründen dagegen entschieden haben? Ich bin ftm aber kann aufgrund einer Behinderung keine solche Schritte machen und es belastet mich dass ich überall nur trans Männer sehe die entweder eine medizinische transition gemacht haben oder das planen. Ich hab das Gefühl dass es mehr trans Frauen gibt die sich gegen sowas entscheiden wie trans Männer und bin um ehrlich zu sein noch nie einem anderen begegnet der keine medizinische transition angestrebt hat. In meinem Freundeskreis sind jetzt fast alle die trans sind auf hrt ich fühl mich immer mehr wie ein Aussenseiter, und es fällt mir schwer nicht neidisch zu sein. Ich hab inzwischen angefangen mich bei meinen Freunden als nonbinary zu outen obwohl ich mir sicher bin, dass das trans ftm label besser zu mir passt weil ich einfach das Gefühl habe das man in das label nur reinpasst wenn man auch eine medizinische transition macht. Was sich vielleicht blöd anhört aber ich hab echt das Gefühl das ich für andere trans Männer ansonsten immer das arme behinderte Entchen bin das man zwar lieberweise mitmachen lässt wo aber jeder weiß dass es nie ein Schwan sein wird. Ich hab auch das Gefühl das ich anderen trans Männern oft unangenehm bin wenn ich dann gefragt werde und zugeben muss dass ich kein hrt nehmen kann. Ich versuch schon immer das ganze möglichst locker zu nehmen aber es tut doch ziemlich weh wenn dann reaktionen kommen wie „oh wow krass, das ist echt heftig“. Wie kann ich damit umegehen? Sorry wenn ich ein bisschen viel schreibe.

Hallo,

Erstmal tut es mir leid, dass du so lange auf eine Antwort warten musstest. Das hat vor allem daran gelegen, dass ich lange überlegt habe, ob ich solche Männer kenne – also welche, die keinerlei medizinische Transition planen. Mir ist bis heute, ehrlich gesagt, keiner eingefallen, der in der Öffentlichkeit steht.

Was mir aber eingefallen ist, sind ein paar andere behinderte trans Männer, zum Beispiel Chella Man, ein tauber trans Schauspieler, Model und Aktivist, Gabe Moses, ein behinderter trans Schriftsteller, hat hier ein Interview zu seinen Erfahrungen als behinderter trans Mann gegeben, das ist allerdings auf englisch. Das sind die ersten, die mir begegnet sind, aber sicher gibt es da draußen noch mehr behinderte trans Männer.

Was ich dir außerdem noch sagen kann: deine Behinderung macht dich nicht weniger männlich. Und deine Transition (wie auch immer sie aussehen mag, und auch, wenn du medizinisch überhaupt nicht transitionierst) macht dich auch nicht mehr oder weniger männlich. Wenn sich jemand dir gegenüber etwas anderes suggeriert hat, dann ist diese Person im besten Fall gedankenlos mit ihren eigenen Vorurteilen, und im schlechtesten Fall ein ziemliches Arschloch. Du musst, um ein trans Mann zu sein, keine Hormone nehmen, keine Mastektomie oder Phalloplastie oder sonst irgendetwas machen lassen. Du musst einfach nur du sein.

Und, nebenbei bemerkt: was für med. Transitionsschritte du machst oder nicht, und warum du sie (nicht) machst, ist auch kein Thema, über das du irgendjemandem Rechenschaft schuldig bist. Es ist okay – und zwar wirklich okay, vollkommen in ordnung – wenn du auf Fragen zu deiner Transition sagst, dass du darüber nicht reden willst, dass das privat ist, oder dass es die Person, die sich erkundigt, schlicht und ergreifend nichts angeht. Und zu Leuten, die solche Aussagen nicht respektieren, musst du auch nicht mehr höflich sein.

Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen!!

Liebe Grüße,

Elias

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