Kummerkastenantwort 4.372: Bin ich genderfluid?

Welches label passt zu mir? TW: Dysphorie, Suizidgedanken, SVV

Hey 🙂

ich bin 15 und denke seit etwa einem halben Jahr, dass ich im trans* Spektrum bin.

Es hat vor etwa 9 Monaten damit angefangen, dass ich mir manchmal gewünscht habe einen neutralen Namen zu haben oder neutrale Pronomen.

Dann kam hin und wieder Brustdysphorie, bis es immer öfter wurde und ich recherchiert habe. Seit ein paar Monaten fühle ich mich unwohl wenn jemand meinen Deadname benutzt, habe Brustdysphorie, fühle mich unwohl als Mädchen bezeichnet zu werden und es geht mir verdammt schlecht, wenn Leute mir sagen, es ist eine Phase oder mich mit Absicht misgendern.

Allerdings verwirrt mich welches Label passt. Mir ist mein Label wichtig, weil ich es hasse unsicher zu sein, also vielleicht könnt ihr mir helfen 🙂

Ich habe die Brustdysphorie nur manchmal, manchmal ist es auch okay für mich wenn ich als weiblich gesehen werde. Dann hab ich keine negativen Gefühle wegen meiner Brust und kann auch weiblichere Kleidung tragen.

Könnte ich dann genderfluid sein? Es wechselt sich immer ab und die Phasen sind zwischen Tagen und Wochen lang.

Und die andere Frage ist…
Diese Gefühle haben gleichzeitig begonnen, als ich Suizidgedanken und Selbstverletzendes Verhalten hatte. Ich hab mir oft die Frage gestellt, ob die Dysphorie damit gekommen ist und es wirklich nur eine Phase ist… Mir haben viele trans* Personen gesagt, dass trans* sein nichts mit mental health zutun hat, trotzdem hab ich Angst, dass ich dann alles rückgängig machen muss.

Momentan bin ich mir jedoch sehr sicher nicht cis zu sein.

Also, was soll ich nun tun? Coming out als genderfluid? Oder abwarten und Dysphorie akzeptieren? Mit meiner Therapeutin kann ich btw nicht darüber reden, da sie keinen Plan vom Thema hat und Brust OP mit Nasen-OPs vergleicht, die man macht weil man sein Gesicht nicht mag, anstatt einfach seine Nase zu akzeptieren…

Danke!

Huhu,

Dysphorie ist nichts Permanentes, an manchen Tagen kann Dysphorie schlimmer sein, an anderen weniger schlimm, und an manchen vielleicht gar nicht da sein. Dysphorie ist auch keine Vorraussetzung um trans zu sein. Das heißt auch: Nur weil du nicht ständig Dysphorie hast heißt das nicht, dass du nicht trans sein könntest.

Suizidgedanken und selbstverletzendes Verhalten haben einen Ursprung, und der Ursprung kann auch mit Dysphorie zusammenhängen. Insofern hat trans Sein schon etwas mit mental health zu tun, als das ja z.b. Depressionen und mehr auch aus Dysphorie entstehen kann, und solche psychische Krankheiten bei trans Menschen häufiger vorkommen (#dankeGesellschaft). Auch wenn trans Sein natürlich keine Erkrankung ist.

Wir können dir nicht sagen welches Label du verwenden sollst. Wenn dir genderfluid als Label gefällt, dann darfst du das benutzen. Wenn dir trans als Label gefällt, dann darfst du das benutzen.

Bei Menschen, die nicht so viel Ahnung von trans Themen haben, direkt anzufangen über Operationen zu reden, ist meistens keine gute Idee. Versuch es langsam anzugehen! Ansonsten kannst du vielleicht auf queermed auch Therapeut*innen finden, die sich mit trans Themen auskennen?

Liebe Grüße,

Aurora

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