Kummerkastenantwort 4.402: Ich hinterfrage mein Geschlecht
Hallo..
ich hinterfrage in letzter Zeit zunehmend mein Geschlecht und ob ich nicht vielleicht doch trans bin. Bisher hab ich mich als Genderfluid benannt aber es fühlt sich nicht mehr passend an..
Ich hatte schon immer Probleme mit meinem Körper. In der Pubertät wollte ich unbedingt größere Brüste und endlich eine Periode in der Hoffnung, dass ich mich dadurch richtiger fühle. Das hat jedoch nichts geändert und je mehr Zeit verging desto mehr haben mich diese Dinge belastet. Inzwischen ist es egal wie gut meine Woche war, wenn ich bemerke dass meine Periode anfängt kommt ein depressives Tief. Ich habe angefangen Sportbhs zu tragen, da ich in Bindern panik bekomme weil ich sie nur schwer wieder runter bekomme, und es ärgert mich immer wieder wenn ich normale BHs tragen muss aber ich bin leider Übergewichtig und bevor ich meinen Bauch sehe nutze ich lieber meine Brust damit es nicht so auffällt.. beides erfüllt mich mit solchem Selbsthass manchmal. Ich habe bemerkt dass ich mich mit Körperbehaarung wohler fühle aber trotzdem erkenne ich mich nicht als ich selbst wenn ich in den Spiegel sehe… ich habe kurze Momente wenn ich meine Haare wieder auf 2mm runter rasiere aber sobald ich den Rest von mir im Spiegel sehe erkenne ich mich nicht mehr. Ich habe vor einer Weile begonnen einen neuen Namen zu nutzen der mehr unisex klingt und neutrale Pronomen, dabei fiel mir auf dass es mir egal ist oder es sogar schön ist wenn ich als Mann angesprochen werde aber empfindlich reagiere wenn man mich als Frau anspricht. Ich habe Phasen wo ich gerne Kleider trage und geschminkt bin aber selbst da tut es weh als Frau angesprochen zu werden. Ich freue mich manchmal sogar wenn ich krank werde weil meine Stimme dann in der Früh tiefer ist.
Schon früher hatte ich Interesse daran Testo auszuprobieren aber ich hatte Angst dass ich nicht trans genug bin oder dass mir durch das Hormonungleichgewicht die Haare stärker ausfallen als ohnehin schon… Ich stecke fest
R
Hey R,
zuallererst: „Nicht Trans genug“ gibt es nicht. Wenn du trans bist, bist du es. Da kommt kein Komitee vorbei und prüft das erstmal. Klar, im Prozess an Hormone zu kommen, werden Fragen gestellt, aber wenn ein Leidensdruck besteht, dann will man dir eigentlich auch helfen – auch wenn viele dort noch sehr, sehr lange brauchen werden, es anständig zu tun.
Der Rest klingt wirklich wie eine sehr dolle Dysphorie. Einiges davon könnte sich jedoch durch die Blocker schon geben. Wenn man schon 5 Feuer hat, dann kommt einem irgendwann alles wie ein Hausbrand vor – also musst du jetzt auch noch nicht wissen, wie genau du am Ende deine Genitalien haben willst. Kleine Schritte reichen vollkommen.
Probier dich mit deiner Stimme aus, wenn sie dir tief gefällt! So ein einzelner positiver Aspekt ist schonmal eine super Boje, an der du dich festhalten kannst. Mach dich zu Voice Training schlau, hab eine coole tiefe Stimme und einen coolen 2mm Haarschnitt. Und wenn du deine Haare dann einmal in der Woche rasierst – auch super. Dann bleibst du mit deinem Körper „in Kontakt“.
Noch dazu kann ich auch deine Problematik mit dem Übergewicht verstehen – das hat mir auch als Jugendliche*r sehr zugesetzt.
Mir haben damals body positivity Blogs auf Tumblr geholfen, die überwiegend Bilder von dicken Models gepostet haben. Sowas oft mit positiven Bildunterschriften zu sehen, hat schon viel geholfen – denn wenn ich etwas an einem anderen Menschen schön finde, wieso sollte es an mir nicht schön sein?
Also, ich habe dir hier vermutlich kein Wundermittel präsentiert – das gibt’s leider nicht. Aber ich hoffe dir mit meinen Worten zumindest Hoffnung machen zu können, dass es eben doch besser wird. Und dass du das schaffen kannst. 🙂
Liebe Grüße,
Kim