Kummerkastenantwort 4.452: Werde ich von meinen Freund*innen beeinflusst oder bin ich wirklich keine Frau?

Hi!
Ich bin gerade dabei meine Geschlechtsidentität herauszufinden und treffe da bei meinen Freunden und Eltern auf verschiedene Reaktionen, was mich etwas verunsichert.
Grundsätzlich habe ich festgestellt, dass es mir gefällt, wenn mich Leute z.B. auf der Straße als männlich lesen und seit einiger Zeit trage ich auch regelmäßig einen Binder, was mich sehr glücklich macht. Auf der anderen Seite mag ich es zum Beispiel auch nicht, wenn man mich direkt als Frau bezeichnet. Ich habe bei Freunden versucht, neue Pronomen auszuprobieren, was (trotzdem sich alle recht viel Mühe gegeben haben) nicht so wirklich funktioniert hat. Dabei habe ich aber festgestellt, dass mich meine weiblichen Pronomen eigentlich gar nicht so sehr stören, wie die Fragen und Kommentare, die damit einhergehen, wenn ich Leuten sage, dass ich männliche Pronomen nutzen möchte. Aufgrund dieser Gefühle bin ich zu der Überlegung gekommen, dass ich vielleicht keine Frau bin, sondern irgendetwas anderes zwischen den beiden Geschlechtern.
Nun habe ich in letzter Zeit viele queere und Trans-Freunde kennengelernt. Meine Eltern vermuten daher, dass ich nur solche Gedanken habe, da ich dazugehören will oder verarbeiten muss, was meine Freunde durchleben. Ich würde einfach eine so starke Empathie haben, dass ich deren Gefühle ebenfalls übernehmen würde, was jedoch bedeutet, dass es nicht meine Gefühle sind.
Jetzt bin ich verunsichert, ob meine Eltern nicht vielleicht recht haben und möchte daher fragen, ob es sein kann, dass es sich gar nicht um meine echten Gefühle handelt und wie ich herausfinden kann, ob ich nur von meinen Freunden beeinflusst werde oder ob ich wirklich keine Frau bin?
Vielen Dank für Eure Antwort und die tolle Arbeit, die ihr leistet!
Liebe Grüße,
Ray!

Hallo,

manchmal hab ich so das Gefühl, dass es irgendwo einen Eltern-Hivemind mit schlechten Ideen gibt, und sobald ein Elternteil einmal eine schlechte Idee hatte, müssen alle Eltern das mal ausprobieren, die schlechte Idee auch zu haben. That said:

  • Deine Freund*innen können noch so viel über sich reden, davon wirst du nicht mehr oder weniger trans. Auch nicht, wenn deine Eltern was anderes behaupten.
  • Selbst wenn du nicht trans sein solltest, und sich das irgendwann später rausstellt: Wieso solltest du nicht Dinge ausprobieren, und schauen, womit du dich wohlfühlst? Wenn du dich jetzt wohlfühlst damit, einen Binder zu tragen, wieso solltest du dann jetzt nicht tun?

Nochmal in aller Klarheit. Soziale Ansteckung ist ein Mythos. Es gehört auf die lange Liste mit Dingen, die nie passiert sind. Sie sollte nie eine Begründung sein, die dir im Weg steht, dich auszuprobieren, oder Dinge zu tun, mit denen du dich wohl fühlst.

Liebe Grüße
Xenia

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