Kummerkastenantwort 5.215: Ich kämpfe mit Pornosucht und weiß nicht weiter

Hallo,



Viel zu früh in meiner späten Kindheit/frühen Jugend hatte ich schon Kontakt zu Erotik und schnell auch Pornografie.

Das ging lange Zeit so und es hat aus heutiger Sicht meine ganze Sexuelle Entwicklung geschrottet.



Das ging so weit, dass sich bei mir eine richtige Sucht entwickelt hat und alles anfing sich nach weniger Anzufühlen. Ganz nebenbei hat das nicht nur meine Sexualität, sondern auch meine Mentale Gesundheit an sich geschädigt. Alles fühlte sich Tauber an.



Seit langer Zeit versuchte ich mal mit mehr und dann wieder mit weniger Erfolg davon weg zu kommen und nun habe ich es bereits seit ein paar Monaten geschafft.



Jetzt stehe ich allerdings da ohne jegliche echte Erfahrung mit Sexualität und habe keine Ahnung von meinen Gefühlen.

Ich war noch nie in einer Beziehung, hatte nie Sex, wurde/habe noch nie jemanden geküsst oder in einer romantischen Art berührt.



Ich habe Angst vor sexuellen Kontakten, da ich null Erfahrung habe und nicht mal weiß was bzw. ob ich überhaupt was will. Ich habe Angst eine Erektionsstörung zu haben und dadurch beim Sex entgültig meinen Mut zu verlieren. Das schlimmste wäre, wenn ich durch Sexuellen Kontakt rückfällig werde zur Pornosucht, wovor ich im allgemeinen Angst habe.



Als Teenager hatte ich immer die Vorstellung eine echte Beziehung könne in diesem Alter nicht funktionieren was zusätzlich zum mangelndem Selbstbewusstsein in dem Bereich und der Sucht dazu führte, dass ich nie aus mir rausgegangen bin. Die zwei einzigen jemals selbständig getätigten Näherungsversuche scheiterten schon beim Chatten, was auch nicht geholfen hat.



Ich habe Angst niemals mich wirklich Sexuell zu entdecken und unfähig zu sein eine Beziehung zu führen oder gar überhaupt noch zu lieben.



Ich konnte mich überhaupt überwinden dies zu schreiben, da ich momentan meine Sucht im Griff habe und als neuer Student in einer neuen Umgebung mit queeren Menschen zu tun habe, was mich zum Nachdenken anregte und mir Mut brachte.

Gibt es Hilfe für mich?

Hallo!

Ja, es gibt Hilfe für dich. Allerdings ist das ein Thema, bei dem wir dir hier im Rahmen des Kummerkastens nur begrenzt helfen können. Pornosucht ist etwas, das aktuell etwas stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerät, und es gibt mittlerweile auch immer mehr Therapeut*innen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Ich möchte dir dringend ans Herz legen, dir einen Therapie-Platz zu suchen, um deine Sucht und ihre Folgen zu besprechen.
Ich weiß, dass das Thema für dich bestimmt sehr unangenehm ist. Aber deine Sucht ist kein Versagen von dir als Person, und macht dich auch nicht zu einem schlechten Menschen. Es wird in der Gesellschaft zwar so gehandhabt, es ist aber eigentlich nichts, dessen du dich schämen müsstest.

Auch deine Unerfahrenheit in sexuellen und romantischen Dingen ist nichts, dessen du dich schämen brauchst. Gerade in der queeren Community gibt es viele Menschen, die sehr spät anfangen, sich zu öffnen. Wenn du jetzt für das Studium in eine neue Umgebung gekommen bist, ist das die perfekte Gelegenheit dafür und im Studien-Alter bist du auch absolut nicht “zu spät” dabei oder sowas.

Du bist in einer sehr schwierigen Situation und es liegt ein schwieriger Weg vor dir, der sicher nicht nur schnurgerade nach vorne gehen wird, sondern immer auch mal einen Schritt nach hinten beinhalten wird. Aber du hast den ersten Schritt gemacht, darüber zu reden, und das ist schonmal verdammt mutig.

Auf dieser Website wird kurz erklärt, wie das mit einer Therapie organisatorisch funktioniert.
Ich wünsche dir viel Glück und Kraft auf deinem Weg.

Liebe Grüße,
Elias

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