Kummerkastenantwort 2.294: Geht es beim Trans-Sein darum, wie man sich fühlt oder wer man sein mag?

Hi, ich bin Jayden/Jay und 14 Jahre. Ich weiß nicht welches Geschlecht ich bin. Zum einen bin ich vielleicht Trans, zum einen doch ein Mädchen. Ich fühle mich aber mehr als Junge
Meine eigentliche Frage ist jetzt: Worum geht es beim Transsein? Also bitte jetzt nicht falsch verstehen, ich weiß nicht wie ich das ausdrücken soll. Ich meine damit, worum es wirklich geht. Geht es darum wie man sich fühlt oder wer man sein mag? Ich würde das nämlich gerne wissen, vielleicht hilft mir das weiter.
Und habt ihr vielleicht Tipps wie ich herrausfinden kann ob ich wirklich trans bin?
Danke
Jay
Danke

Hallo Jay,

wenn wir sehr hart an der klassischen Definition gehen, gehts bei trans sein um eine Sache: jemand hat dir bei Geburt zwischen die Beine geschaut, aufgrund dessen ein Geschlecht zugewiesen. Auf Basis dessen haben dann ganz viele Leute (und eine gesamte Gesellschaft implizit) ne bestimmte Vorstellung wer du bist und sein kannst. Das ist bisschen albern, zumal sich all diese Leute vermutlich auch nicht einig wären, wenn man sie fragt, was Jungen und Mädchen, was Frauen und Männer ausmacht. Trans sein, beginnt damit, sich diesem System zu entziehen. Es beginnt damit nicht zu sagen “ich bin zwar eine Frau, aber ich trage meine Haare trotzdem kurz”, nicht in diesem ganzen Unfug mitzuspielen, sondern selbstbestimmt zu entscheiden, wer man denn eigentlich ist. Trans-sein ist im Kern eine subversive, eine rebellische, eine umstürzende Idee, die sich gegen gesellschaftliche Normen auflehnt und diese durchbricht.

Genau das macht eine praktische Definition aber auch schwierig: Wie will ich etwas innerhalb von Normen und Vorstellungen beschreiben, das damit anfängt, die alle in den Acker zu kicken? Trans-sein zu erkunden ist ein Stück Freiheit, sich auf die Suche zu machen, wer man denn eigentlich ist und sein kann und will – abseits davon, was irgendjemand mal direkt nach deiner Geburt zu Protokoll gegeben hat. Dir alle Zeit zu nehmen, das zu erkunden. Und vielleicht kannst du dann, wenn du irgendwann durch bist, auch sagen, nun, “ich bin sowas wie ein Junge”. Oder “ich bin sowas wie ein Junge, manchmal”. Vielleicht auch was ganz anderes. Damit bringst du das (etwas vereinfacht) wieder zurück in die gesellschaftliche Ebene und bringst dann aber für dich Worte mit, die wenigstens nicht ganz falsch sind.

Anders gesagt: Es gibt keine einfach Definition von trans, aus der sich eine Checkliste bauen ließe. Trans und cis – männlich und weiblich sind Worte, die ihre Bedeutung immer auch von der Gesellschaft bekommen und Dinge nur sehr verkürzt beschreiben können. Das macht es auch schwierig irgendwelche konkreten Tipps oder Hinweise zu geben. Es gibt aber einen Erfahrungswert: wer intensiv drüber nachdenkt, nicht cis zu sein, ist es öfter auch nicht.

Viele Grüße
Xenia

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