Kummerkastenantwort 3.346: Ich will mit Testo anfangen, aber keine psychologische Evaluation.

Ich (über 20 Jahre alt) bin nichtbinär und denke momentan dadrüber nach mit einer Testosteronbehandlung anzufangen. Soweit ich weiß, bedeutet eine „FTM“-Behandlung die von der Krankenkasse übernommen wird allerdings psychologische Evaluationen denen ich mich nicht unterziehen möchte.
Wie sieht es aus mit Selbstzahlung? Gibt es da trotzdem Prozesse/Richtlinien die ich befolgen müsste oder reicht es mich mit einer Ärzt*in abzusprechen und mir eine Verschreibung abzuholen? Wie sieht es aus mit kosten? Ich würde mich über jegliche Erfahrungsberichte freuen!

Hallo,

Testosteron ist in Deutschland als Dopingmittel eingestuft. Das bedeutet: sobald du es in sog. nicht unerheblichen Mengen (also in der Menge, die man idR für eine HRT braucht) mit dir rumträgst, machst du dich grundsätzlich strafbar.

Dass du dafür verfolgt wirst, ist unwahrscheinlich, aber das bedeutet vor allem: du kannst das Zeug nicht allzu leicht bekommen, auch nicht, wenn du bereit und in der Lage bist, die Kosten zu zahlen. Denn auch jede Person, die dir das Zeug verkaufen oder verschreiben würde, ohne sicher zu stellen, dass eine Indikation vorliegt, würde sich grundsätzlich strafbar machen. Was jetzt nicht heißt, dass man an das Zeug gar nicht dran kommt, aber es ist ein Weg, der definitiv nicht legal ist – und gesundheitlich auch keine gute Idee wäre, das ohne ärztliche Aufsicht zu machen.

Um legal an Testo zu kommen, brauchst du eine*n Behandler*in, wo du das verschrieben bekommst – idR eine endokrinologische oder eine gynäkologische Praxis. Die wenigsten Endos oder Gyns werden dir aber Testosteron verschreiben, wenn du keine psych. Indikation für diese Behandlung vorlegen kannst – die haben nämlich auch Schiss, weil das ganze alsDopingmittel gilt (oder sie sind einfach nur transfeindlich, das passiert auch manchmal). Du brauchst also, auch als Selbstzahler*in, eine Indikation.

Es gibt Stellen, die diese Indikation nach ein bis drei Sitzungen auf dem Prinzip von Informed Consent ausstellen. Die sind dünn gesät und überlaufen, aber es gibt sie. Leider kann ich dir hier keine speziellen Namen nennen, aber ich würde dir empfehlen, bei lokalen trans-Gruppen oder mal bei queermed nachzuschauen

Liebe Grüße und viel Glück

Elias

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Eine Antwort

  1. Anonym sagt:

    Hallo Elias,

    Hier ist die Person die die Frage geschrieben hatte. Befürchtungen in die Richtung hatte ich auf jeden Fall schon aber es ist echt schwer diese Infos so direkt ausgeschrieben im Internet zu finden. Danke für die ausführliche Antwort!! Jetzt weiß ich worauf ich mich einstellen muss. Ich freue mich zwar nicht drauf, meine gesamte Existenz vor irgendwelchen Psycholog*innen legitimieren zu müssen, aber so ist es dann halt.

    Ich kenne leider keine nichtbinären Menschen die auf HRT sind und habe damit wenig Zugang zu Erfahrungsberichten wie das in der psych. Evaluation abläuft. Ich hatte immer das Gefühl das das nochmal ein bisschen schwieriger ist an Hormone ranzukommen, weil nichtbinarität einfach nicht “vorgesehen” ist.
    Denkst du mir gibt der “Selbstzahler-Status” überhaupt irgendwelche Vorteile? Ich dachte in dem Fall sind die alle vielleicht ein bisschen bereiter mir das Zeug dann tatsächlich zu verschreiben, bin mir jetzt aber nicht mehr so sicher. Wenn es aber eh keinen Unterschied macht, nehme ich natürlich lieber das Geld von meiner Kasse. Hast du da ne Ahnung?

    Danke nochmal für die Hilfe, finde das was ihr hier macht echt super!

    Beste Grüße.

    Ps. Ich habe die Kästchen “Namen und email” ausgefüllt aber hoffe ihr veröffentlicht den Teil nicht, Haha.

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