Kummerkastenantwort 4.051: Ich bin ungeoutet trans in einem queerfeindlichen Umfeld
Hallo liebes Team des Queerlexikons,
ich bin aktuell leider in einer eher verzwickten Situation. Vor kurzem kam ich zu er Erkenntnis das ich höchst wahrscheinlich trans bin (AMAB, wäre also MTF), auch wenn der Teil von mir mit Angst vor Veränderung das noch abstreiten will. (Auch aufgrund der aktuell wachsenden transfeindlichkeit)
Leider habe ich absolut keinen safespace, im Gegenteil. Nach COVID einen stark geschrumpften Freundeskreis der immer mehr bröckelt, lebe in einem Dorf mitten in Bayern wo die AfD und CSU die meisten Stimmen haben und arbeite bei einer Behörde (folglich auch sehr CSU nahe). Familie auch sehr konservativ und Christlich katholisch..
Ich habe Riesen Angst das ganze anzugehen und hab aktuell absolut keine Ahnung wie ich damit umgehen soll… einen neuen Platz und safespace suchen? (Ich wünschte es wäre so einfach)
Oder versuchen die Gewissheit und die eigene Identität weiter unterdrücken wie bisher bis sich eine bessere Chance bietet?
Ich würde meinen einzigen Rückhalt im Leben verlieren wenn ich beginnen würde endlich ich selbst zu sein..
Hallo,
es tut mir sehr leid, dass du diese Erfahrung machen musst. Es klingt, als wäre grade alles echt nicht einfach und ich kann mir vorstellen, dass das sehr anstrengend ist.
Erfahrungsgemäß gibt es zwar Situationen und Momente, in denen es leichter ist, sich zu outen und zu transitionieren – einen wirklich „passenden“ Augenblick gibt es aber eigentlich nie. Meistens geht es einem, je länger man versucht, sich zu verstecken, immer schlechter.
Damit will ich nicht sagen, dass du dich jetzt sofort outen solltest – das wäre vermutlich nicht sehr klug, wenn du keinerlei Safe Space und keinerlei Rückhalt hast. Aber es wäre vermutlich eine gute Idee, mit Überlegungen anzufangen, wie ein Coming Out für dich möglich sein könnte – wo müsstest du wohnen, damit das passieren kann? Wie könnte ein Umzug dorthin realistisch machbar sein? Wo ist die nächste queere Community, zu der du Kontakte knüpfen kannst und wie kannst du dorthin kommen?
Vielleicht sind das Überlegungen, mit denen du ein Coming Out und eine Transition von einer bloßen Idee in etwas tatsächlich realisierbares verwandeln kannst. Nicht heute, und nicht morgen, aber vielleicht in (näherer) Zukunft.
Viel Glück und liebe Grüße,
Elias