Kummerkastenantwort 4.549: Ich spiele einen queeren Charakter in einem Theaterstück und bin verwirrt.

Hey!
Die Frage ist vielleicht etwas ungewöhnlich… irgendwie gehts zur Hälfte um Geschlecht zur Hälfte um Theater? Ich hoffe es bleibt verständlich…

Ich bin in der Schule Mitglied des Theaterkurses, was eine super Erfahrung ist, mich aktuell aber auch ordentlich verwirrt.
Das Problem: ich kann in meiner Rolle keine klare Geschlechtsidentität finden :I
Die einfachste Beschreibung ist wahrscheinlich, dass ich einen Mann spiele, der sich als Frau präsentiert/ausdrückt?

Eingeführt wird der Charakter als „Papa“ einer weiteren Charakterin, angesprochen wird er/sie mit „miss“ und korrigiert Charaktere die das nicht tun. An anderer Stelle des Skripts ist allerdings von „er“ die Rede, was wiederum auch dazu passt, dass zur Tochter eindeutig ein Vater-Kind-Verhältnis existiert…

Unser Lehrer, eine Mitschülerin und Ich haben die Rolle eher als Crossdresser/Transvestit eingeordnet. Ich bin mir jedoch weiter unsicher wie man die Identität der Rolle beschreibt/ was diese ist…

Ich bin aktuell dabei, dass der Charakter ein Mann ist, auch nicht als Frau wahrgenommen werden möchte, sich demnach auch nicht ALS sondern WIE eine Frau präsentiert und dementsprechend behandelt werden möchte.

Könnte man das als Transvestismus beschreiben? Ist das als Geschlechtsidentität überhaupt sinnvoll/möglich? Falls es das nicht ist: Habt ihr eine Idee wie man die Situation interpretieren könnte?

Ich hoffe die Frage ist nicht zu verwirrend… Danke für euer Ehrenamt!
LG Nia <3

Hallo Nia!

Geschlecht ist kompliziert. Wenn es um einen Menschen ginge, würde ich einfach sagen: frag die betreffende Person, und halt dich an das, was dir gesagt wird. Bei einem Theaterstück ist das natürlich nicht so einfach, und gerade ein Charakter mit einer komplizierten Geschlechtsidentität, die sich vielleicht auch auf den ersten Blick zu widersprechen scheint, kann es schwer sein, das darzustellen.

Ohne das Stück gelesen zu haben, klingt es für mich, als ginge es um eine transfeminine Person, vielleicht auch eine trans Frau – die allerdings (vielleicht vor ihrer Transition, vielleicht auch nachher) ein Kind bekommen hat, und mit diesem Kind eben eine Beziehung hat, in der sie der “Papa” ist. Das eine schließt das andere nicht notwendigerweise aus. Den Begriff Transvestit oder Crossdresser finde ich persönlich in dem Zusammenhang schwierig. Ich frage mich allerdings, ob es überhaupt so sinnvoll ist, unsere Label auf diesen fiktiven Charakter zu klatschen.

Fakt ist: es ist ein Charakter mit einer komplexen Geschlechtsidentität, die sich in unterschiedlichen Beziehungen unterschiedlich äußert.
Vielleicht ist es ein besserer Ansatzpunkt, die verschiedenen Situationen anzuschauen, und sich genau zu überlegen: was möchte mein Charakter in dieser Szene, und was möchte er in dieser anderen Szene? Und wie tritt der Charakter hier oder dort auf?

Liebe Grüße und viel Spaß,
Elias

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