Kummerkastenantwort 2.418 :Ich möchte mich mit einem Brief an meine Familie outen.
Hallo ihr lieben Menschen,
ich würde mich gerne per Brief bei der Familie, die mit meiner Familie zusammenwohnt, als nicht-binär outen, da ich in meinem Umfeld sonst fast überall geoutet bin (fast ausschließlich gute Reaktionen) und ich nicht möchte, dass sie es durch eine andere Person erfahren.
Allerdings haben sie meinen Eltern gegenüber mal gesagt, trans*-Sein wäre doch nur ein Trend, weil heutzutage alle Leute besonders sein müssten (nach meinem jetzigen Wissen war das eine Reaktion darauf, dass in der Klasse einer ihrer Töchter eine Person trans* ist).
Ich möchte das Coming Out nicht eine andere Person übernehmen lassen, weil ich glaube, dass niemand meine Situation richtig verstanden hat. Ich traue mich aber auch nicht, es ihnen zu sagen – die Angst vor einer negativen Reaktion ist einfach zu groß.
Daher würde ich es ihnen gerne per Brief mitteilen, weiß aber nicht, was ich schreiben soll, um ihnen die Ernsthaftigkeit zu zeigen und mögliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Ich will ihnen aber auch keine zu intimen Dinge erzählen, um mich zu erklären, weil ich mich damit auch leicht angreifbar mache und das außerdem in Textform schwierig ist. Beispielsweise könnte ich erzählen, welche Anzeichen es schon früher gab, um ihnen zu zeigen, dass das nicht plötzlich da war, aber irgendwie ist die Vorstellung, das zu schreiben, sehr unangenehm.
Ich weiß nicht, was ich wie schreiben kann, damit sie mein Coming Out möglichst gut aufnehmen – vor allem, weil ich auch mit anderem Namen angesprochen werden möchte und Neopronomen verwende (Ich habe sowieso schon das Gefühl, dass ich anderen Menschen nicht zumuten kann, sich nur für mich andere Pronomen anzueignen, weshalb ich auch mit meiner Familie noch nicht über Pronomen gesprochen habe. Vielleicht sollte ich das ganze Pronomen-Thema einfach im Brief verschweigen?).
Vielleicht kann mir irgendwer ja helfen oder hat gute Denkanstöße dafür.
Ich sende eine Umarmung an alle, die sie gerade brauchen.
Liebe Grüße
Ezra
Hej,
ich habe dazu einen Anstoß. Du hast dir schon viele Gedanken gemacht. Du weißt, worüber du unsicher bist. Und Dinge aufschreiben kannst du auch ganz gut.
Schreib diesen Brief. Du weißt, wo du dir unsicher bist, da kannst du Formulierungen und Zeug immer noch anpassen, bis du dir sicher bist, dass das verständlich ist. Dass das verstehbar ist. Und verstanden werden kann.
Und dann, und das ist der Trick, liegt es nicht mehr an dir. Du hast das bestmöglich versucht. Über das, was da dann kommt, hast du keine Macht mehr. Da lesen das andere Menschen und können das verstehen. Ob und wie sie das verstehen, darauf hast du Einfluss, wenn du bewusst formulierst, wenn du schaust, dass der Tonfall passt, aber komplette Sicherheit bekommst du da nie für. An der Stelle, und das macht es nicht einfacher, gibts nur noch Hoffnung und Ungewissheit.
Viel Erfolg
Xenia
Zu dieser Frage gibt es eine Ergänzung.
Eine Antwort
[…] Ich hätte eine kleine Antwort auf Frage 2418. Ich habe mich damals per Brief bei meinen Eltern als lesbisch geoutet. Ich habe ihn in mein Zimmer […]