Kummerkastenantwort 3.923: Ich weiß nicht, ob meine Eltern verstanden haben, dass ich nicht-binär bin?

Hallo liebes Queer-Lexikon-Team,
ich bin nicht-binär, 18 Jahre alt und AFAB (wird wichtig werden).
Kurze Vorgeschichte:
In den Osterferien habe ich mich endlich (mit einem Video) bei meinen Eltern als solches geoutet, weil ich es nicht persönlich machen wollte. (Mein Outing vor 4 Jahren, als Bisexuell war etwas unangenehm)
Darin habe ich deutliche Hinweise gegeben, dass sie bitte etwas neutraler von mir reden sollten (Kind, anstelle von Tochter).
Mit Pronomen wollte ich nicht erst anfangen, weil ich denke, dass ich damit zu viel fordere.
Außerdem: Heute habe ich Artikel über unsere Namen vorgelesen und meines ist sehr weiblich, wodurch sowas stand, wie „Mädchen mit (mein Name) sind…“, woraufhin ich sagte: „Abgesehen von der Mädchen-Sache und so, beschreibt mich das ziemlich gut“, worauf mein Vater erwiderte: „Wieso, du bist doch ein Mädchen.“ Ich saß erst einmal da und überlegte, wie diese Aussage nun entstehen konnte. Geoutet habe ich mich ja (und hab´s ausführlich erklärt) und ja, die misgendern mich (seufz) aber wurde das jetzt vergessen, verdrängt, ignoriert?…
Es ist vielleicht etwas gemein aber ich werde langsam ungeduldig.
Gespräche, was mich und mein Trans-Sein betrifft habe ich ziemlich kurz gehalten, weil sie diese Gespräche so unglaublich unangenehm gestalten.
Trotzdem haben meine Eltern mir meine erste Badehose gekauft. Ich war wirklich positiv überrascht, dass sie das gemacht hatten. Die Sache ist, es gibt so viele gemischte Signale und ich weiß einfach nicht, ob jetzt meine Eltern das verstehen und hinter mir stehen oder das nicht verstehen wollen und ein Problem damit haben. Irgendwie ist letzteres mein Gefühl.
Ich habe mir außerdem Trans Tape gekauft, damit ich im Urlaub auch meine Badehose tragen kann.
Die Sozialpädagogin in meiner Schule sagte auch zu mir „Je normaler du damit umgehst, desto normaler wird es für deine Eltern.“
Ich hoffe das stimmt.
Wie soll ich meine Eltern verstehen und was mache ich mit dem misgendern?
Liebe Grüße und Danke!!

Hallo!

Erstmal: Herzlichen Glückwunsch zum Coming Out!

Es klingt für mich so, als wäre es eine gute Idee, nochmal das Gespräch mit deinen Eltern zu suchen. Ich weiß, das ist beängstigend und unangenehm und so – aber anders lässt sich das vermutlich nicht klären.

Schritt eins dafür wäre, dass du dir überlegst, was du sagen möchtest. Dazu gehört vielleicht, was du dir von deinen Eltern wünschst, was es für dich bedeutet, wenn sie dich misgendern, dasss du aber auch verstehen kannst, wenn sie sich an das Thema noch gewöhnen müssen usw.. Vielleicht findest du ja auch irgendwo Material zum Thema Nicht-Binär sein, was du ihnen an die Hand geben kannst?

Schritt zwei wäre vielleicht zu überlegen, was du brauchst, um dieses Gespräch führen zu können. Wo würdest du dich dabei wohlfühlen? Zum Beispiel bei einem Spaziergang? Möchtest du z.B. eine Begleitperson dabei haben? Soll z. B. die Sozialpädagogin deiner Schule dich unterstützen? Kannst du dich für nach dem Gespräch mit einer befreundeten Person verabreden und ein bisschen Self Care machen? Und auch wichtig: Fühlst du dich sicher genug für das Gespräch? Oder musst du Angst vor Gewalt haben?

Schritt drei wäre, deinen Eltern zu sagen, dass du gerne mit ihnen sprechen möchtest – und das dann auch durchziehen.

Ich wünsche dir das Allerbeste!

Annika

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