Kummerkastenantwort 4.683: Wie kann ich mich am Besten als trans vor meiner Klasse outen?

Wie kann ich mich am besten vor meiner Klasse Outen? (Ich bin Trans maskulin und in der 10. klasse)

Hej,

was für ein Coming Out immer hilfreich ist, ist Unterstützung. Daraus würde ich an der Stelle vor allem zwei Tipps rausziehen: (1) überleg dir, in was für einer Stunde, also bei welcher Lehrkraft du dir das gut vorstellen kannst. Eine typische Wahl wäre bei einer Stunde bei der Klassenlehrer*in, aber das muss nicht unbedingt so sein. Suche mit der Person vorher das Gespräch, dass du dich outen möchtest, schaut was für eine Stunde und was für ein Zeitpunkt in der Stunde dafür gut wäre, aber vor allem auch: ist die Lehrkraft damit okay, fühlt sich das nach dem Gespräch immer noch passend an. (2) Such dir mindestens eine unterstützende/erklärende Person aus, die währenddessen und danach Fragen klären können. Klar: das kannst auch du und für manches kannst das nur du. Aber es mag Dinge geben, die Leute dich nicht direkt fragen wollen, da ist es hilfreich, wenn du dich auf eine Person verlassen kannst, wo du weißt, dass das für dich passt, wenn sie Antworten gibt. Und es wird möglicherweise eine Menge Fragen geben – die müssen nicht alle an dir hängen bleiben.

Und die zweite große Sache ist: Welche Erwartungen hast du? Da spielt mit rein, wie queer deine Schule/Klasse sonst ist, aber auch, was du erzählen möchtest, was nicht, wie viel Zeit du dir vor der Klasse nehmen möchtest und was in diese Zeit rein passt – und wenn du für dich weißt, was deine Erwartungen und Hoffnungen sind, kannst du entsprechend einen Plan schmieden. Ein Coming Out kann im Extremfall schlicht ein Satz sein wie “Ja, hej, ich hab rausgefunden, ich bin trans, das ist mein Name, das ist meine Pronomen, danke das wars schon” oder kann mit einer Erklärung kommen, was das für dich heißt, was für dich in der nächsten Zeit da wichtig ist. Dabei ganz wichtig: du musst niemandem irgendetwas erzählen. Im Zweifel gehen Dinge niemand was an und dann musst du sie auch nicht erzählt haben. Andererseits dürfen Dinge auch geteilt werden. Sowas wie: “falls ihr euch gefragt habt, wieso ich in letzter Zeit öfter an Randstunden nicht da war: da hatte ich ein paar Arzttermine und ich darf jetzt bald mit Hormonen anfangen” ist eine Information, die man bei einem Coming Out erwähnen kann, aber sicher nicht muss. Ist etwas, was für Kontext interessant sein kann, wo aber niemand ein Anrecht drauf hat, dass du es erzählt haben wirst.

Du siehst, da spielt viel eigene Entscheidung und eigenes Abwägen rein. Dadurch wir die Antwort auf die Frage “wie kann ich mich outen?” sehr unscharf, dessen bin ich mir bewusst. Gleichzeitig ist ein Coming Out was unglaublich persönliches und niemand kann dir vorschreiben, wie es für dich “richtig” wäre.

Liebe Grüße
Xenia

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Eine Antwort

  1. Jamie sagt:

    Hey, falls es bei dir auch so ist, dass es ab der 10. Klasse keine festen Klassen mehr gibt, sondern nur noch Kurse (oder auch so generell als Tipp): wenn ihr eine WhatsApp Gruppe oder so etwas habt, wo alle aus der Stufe drin sind, kann ich persönlich empfehlen, da eine Nachricht reinzuschreiben (bzgl Inhalt kann ich nur unterschreiben, was da oben steht). Also wenn sich das für dich passend anfühlt natürlich. Und bei Kursen ist es ja schwierig, da müsste man sich ja in jedem einzeln outen und es wüssten immer noch nicht alle. Ich finde es persönlich auch schwer, sowas zu sagen, und schriftlich kriegt man auch die direkten Reaktionen nicht ab. Das wäre also eventuell auch eine Möglichkeit, falls du das angenehmer fändest. Bei mir hat es sehr gut funktioniert.
    Egal wie du es machst, ich wünsche dir nur die besten Reaktionen. You got this <3
    Liebe Grüße, 1 fellow trans masc

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