Kummerkastenantwort 4.672: Wie oute ich mich als bi und befreie mein Umfeld von Intoleranz?
Hi, ich bin ein Mädchen, 13 Jahre alt und dachte sehr lange ich wäre hetero, da ich mich nie mit meiner Sexualität auseinandergesetzt habe. Ich habe aber gemerkt dass ich Mädchen auch sehr attraktiv usw. finde. Ich bin mir sehr sicher dass ich bi bin. Meine engste Familie geht auch sehr offen mit LGBTQIA+ um aber ich habe mich weder vor ihr noch vor sonst irgendwem geoutet, weil ich es irgendwie (nicht zurecht) komisch finde mich zu outen wenn ich noch keine Beziehung habe, allerdings stört es mich, wenn alle immer denken man wäre hetero. Ich habe auch Angst mich zu outen, da ich erstens eine teilweise SEHR konservative Großfamilie habe und die einzige meiner richtig engen Freundinnen ist Zeugin Jehovas und homo- sowie transphob.
Ich habe auch gehört dass es in der LGBTQIA+ Community teilweise bi-feindliche Einstellungen
gibt und auch in der gesamten Gesellschaft wenig Verständnis für bi sein vorhanden ist. Habt ihr vielleicht irgendwelche Tipps zum Coming out und wie man insgesamt sein Umfeld von Intoleranz „befreien“ kann?
Lg Anonym
Hallo,
Erstmal: Du darfst dich als bi outen, egal wie viel oder wie wenig Erfahrung du mit romantischen Beziehungen und all sowas du gesammelt hast. Deine sexuelle Orientierung musst du nicht beweisen.
Ansonsten: Vielleicht fängst du mit dem Coming Out mal bei einem Menschen an, der dich relativ sicher supporten wird und arbeitest dich dann langsam weiter. Also vielleicht können z. B. deine Eltern dich gegenüber deiner Großfamilie schützen und unterstützen. Oder vielleicht reicht es auch erstmal, wenn du bei den wichtigsten Menschen in deinem Leben geoutet bist.
Schau gerne auch mal in unsere Coming Out Broschüre rein.
Ansonsten: So schön das manchmal wäre, wir können die Reaktionen und die Einstellungen unseres Umfelds nicht kontrollieren. Das heißt: Wenn jemand queerfeindliche Dinge sagt, kannst du zwar sagen, dass du das verletztend und diskriminierend findest und dass du dir wünschen würdest, dass man anders mit dir umgeht – aber mehr hast du nicht in der Hand. Entweder jemandem ist es wichtig, dich nicht zu verletzen oder nicht. Ich weiß, das ist frustrierend, aber das ist leider so.
Und vielleicht wäre es eine Idee, dir queere Freund*innen zu suchen – hier findest du z. B. queere Jugendgruppen in deiner Nähe. Oder du schaust mal in unserem Regenbogenchat vorbei.
Liebe Grüße,
Annika